Einstimmig haben die Mitglieder des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) auf der 87. Verbandsversammlung den Beitritt von fünf weiteren Kommunen beschlossen: Gemeinde Gammelsdorf und Hörgertshausen (Landkreis Freising), Gemeinde Hohenpolding und Kirchberg (Landkreis Erding) und Gemeinde Obertaufkirchen (Landkreis Mühldorf am Inn). Die Versammlung fand am 12. November im Landratsamt Landsberg am Lech statt. Im Fachteil drehte sich alles um die Digitalisierung in der Orts- und Stadtplanung.
188 Mitglieder ab 2025
Durch die neuen Beitritte zählt der Verband ab 2025 188 Mitglieder, darunter 179 Städte, Märkte und Gemeinden, die acht Landkreise der Region München und die Landeshauptstadt München. Neben den Beitritten wurde der Haushalt 2025 beschlossen. Zudem stimmten die Mitglieder dem Vorschlag zu, Einladungen und Unterlagen zu Sitzungen künftig digital zu erhalten. Drei Bürgermeister der neuen Gemeinden präsentierten ihre Kommune auf der Versammlung. Verbandsvorsitzender Landrat Christoph Göbel, Landkreis München, hieß die neuen Mitglieder herzlich willkommen.
Margit Horner-Spindler, Stellvertretende Landrätin des Landkreises Landsberg am Lech, begrüßte die Mitglieder im Sitzungssaal des Landratsamts.
Erstes Mitglied aus Landkreis Mühldorf am Inn
„Unser Verbandsgebiet weitet sich immer mehr aus“, freute sich Marc Wißmann, PV-Geschäftsführer. „Mit Hohenpolding und Kirchberg sind nun alle Gemeinden des Landkreis Erding im PV. Gleichzeitig kommt mit Obertaufkirchen die erste Gemeinde aus dem Landkreis Mühldorf am Inn dazu.“
Von A wie Analysen bis Z wie Zukunftsfähigkeit
Wißmann lieferte einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des Verbands. Zudem stellte er verschiedene Aktivitäten und Projekte und Planungen vor, die der PV für und mit seinen Mitgliedskommunen durchführt. So etwa den neuen Flächennutzungsplan für Denklingen, der ein zügiges, vierjähriges Aufstellungsverfahren durchlaufen hat. Mit seinen Daten-Publikationen, wie den im Oktober veröffentlichten Gemeindedaten 2024, liefert der PV für die kommunale Steuerung wichtige Planungsgrundlagen. „Durch Netzwerktreffen der Energie- und Klimaschutzbeauftragten oder der GIS-Beauftragten und Fachveranstaltungen wie der Bus-Exkursion neulich, bleiben wir im stetigen Austausch mit unseren Mitgliedern, was sehr wertvoll für uns ist“, betonte Wißmann. Neben eigenen Veranstaltungen beteiligt sich der Verband auch an Formaten der Mitglieder wie der Regionalen Wohnungsbaukonferenz und der Internationalen Bauausstellung Metropolregion München (IBA). Der PV bleibt zukunftsfähig und passt seine Ausrichtung sich ändernden Rahmenbedingungen und Herausforderungen an. Dazu läuft 2024 und 2025 der Strategieprozess „PV 2050“.
Kleine Gemeinden – große Pläne
Hörgertshausen
„Die Gemeinde Hörgertshausen steht vor der Herausforderung, die vielseitigen Planungsaufgaben mit den gegebenen personellen Kapazitäten zu meistern“, führte der Erste Bürgermeister Michael Hobmaier aus. Hierbei benötige die im tertiären Hügelland gelegene Gemeinde mit knapp 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die Expertise des PV.
Kirchberg
„Mit knapp 1200 Einwohnern ist Kirchberg die kleinste Gemeinde des Landkreises Erding“, erläuterte Dieter Neumaier, Erster Bürgermeister der Gemeinde Kirchberg. In der Region München gelegen, wandele sich der Wohnungsmarkt hin zu mehr Mietwohnungen. Um dem Siedlungsdruck in der ländlich geprägten Gemeinde gerecht zu werden, erhoffe er sich fachliche Unterstützung.
Obertaufkirchen
Die Gemeinde Obertaufkirchen war seit längerem auf der Suche nach kompetenten Städteplanern, berichtete der Erste Bürgermeister Franz Ehgartner. Die Gemeinde möchte eine zwei Hektar große innerörtliche Fläche für Wohnungsbau entwickeln und ein Feuerwehrhaus bauen. „Mit der Mitgliedschaft schlagen wir den richtigen Weg ein“, ist Ehgartner überzeugt.
Fachthema Digitalisierung in der Orts- und Stadtplanung
In drei Vorträgen widmete sich die Versammlung der Orts- und Stadtplanung von morgen. Wie können digitale Lösungen Planungsprozesse optimieren? Was wird bereits umgesetzt? Und wo soll die Reise hingehen? Marc Wißmann führte in die Thematik ein und motivierte die Mitglieder: „Nur wenn der Freistaat und die Kommunen zusammenarbeiten, können wir weiterkommen.“
Digitale Projekte für unsere Mitglieder
Christian Schwander, Leiter Ortsplanung & Monika Knauff, Leiterin IT & GIS
Wie Stadtplanung digital wird, beleuchtete Christian Schwander, Leiter Ortsplanung im PV. Durch den Datenstandard XPlanung können Daten verlustfrei verschickt werden. Kollegin Monika Knauff, Leiterin IT, berichtete, wie der Verband XPlanung für seine Mitglieder umsetzt. Der teilvektorielle Standard, bei dem der Umgriff eines Geltungsbereichs mit den wichtigsten Daten erfasst ist, wird bereits genutzt. Ziel ist jedoch der vollvektorielle Standard, der alle Informationen eines Plans beinhaltet. Bei der Einführung des vollvektoriellen bei FNPs begleitet der PV die Gemeinde Haar als Modellkommune.
XPlanung ist ein wichtiger Arbeitsbaustein und die Grundlage für die bayernweite Plattform DiPlanung: Damit lassen sich alle Verfahren der Bauleitplanung digitalisieren. Die Plattform ermöglicht es allen am Planungsprozess Beteiligten, der Öffentlichkeit und Behörden, auf relevante Daten zuzugreifen und etwa den aktuellen Stand eines Projekts einzusehen. Als dritten Baustein stellten Monika Knauff und Christian Schwander die GIS-Applikation WebGIS vor. Darüber können Daten veröffentlicht und beispielsweise als interaktive Karten zur Verfügung gestellt werden. Der PV möchte WebGIS 2025 einführen.
Digitale Planung Bayern – Das leistet die Plattform DiPlanung
Benedikt Seifert, Baurat, Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr
Benedikt Seifert, Baurat des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, erläuterte, wie die Plattform DiPlanung funktioniert und welche Vorteile sie bringt. Sie besteht aus drei Modulen mit jeweils unterschiedlichen Funktionen – dem DiPlan Portal, der DiPlan Beteiligung und dem DiPlan Cockpit.
Über das Modul „DiPlan Beteiligung“ kann sich die Öffentlichkeit beteiligen und etwa Stellungnahmen abgeben oder Planunterlagen einsehen, erklärte Seifert. Besucherinnen und Besucher der Plattform finden Planverfahren über die Karte oder über die Schlagwortsuche. Auf den interaktiven Karten können verschiedene Inhalte ein- und ausgeblendet werden, wie Denkmäler und Biotope. Grundlage dafür sind teil- oder vollvektorielle Karten im Datenstandard XPlanung. Je mehr Daten eingepflegt sind, desto ergiebiger wird das Arbeiten mit DiPlanung. „Wir hoffen auf viele vollvektorielle Bebauungspläne“, so Benedikt Seifert.
Digitaler Zwilling Markt Weisendorf
Eva Fröhlich, Geschäftsleitung Markt Weisendorf
Eva Fröhlich, Geschäftsleitung Markt Weisendorf, veranschaulichte, wie eine kleine Gemeinde einen „Digitalen Zwilling“ umgesetzt hat. Anhand des digitalisierten Modells lassen sich vielfältige Inhalte, wie potenzielle Solarflächen, die Vitalität von Bäumen oder stadtplanerische Vorhaben visualisieren und optimieren. Markt Weisendorf nutzt drei verschiedene Zwillinge: den Bürgerzwilling, den Verwaltungszwilling und den Ratszwilling. Während der Ratszwilling alle verfügbaren Daten anzeigt, enthält der Bürgerzwilling nur speziell für Bürgerinnen und Bürger freigeschaltete Inhalte.
„Unser Zwilling hilft uns dabei, stadtplanerische Entscheidungen zu treffen, wird aber auch zum Überzeugungstool“, erklärte Fröhlich. Nämlich dann, wenn etwa die Simulation des Schattenwurfs deutlich macht, dass das Nachbarhaus durch das geplante Windrad nicht weniger Sonne abbekommt. In der kleinen Gemeinde ist der Digitale Zwilling täglich im Einsatz und wird mithilfe des
RIWA-GIS Systems kontinuierlich fortgeschrieben und gepflegt. Sie forderte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, sich der Idee vom „Digitalen Zwilling“ zu öffnen, auch wenn die Umsetzung zunächst mit Kosten- und Schulungsaufwand verbunden ist. „Es ist eine Investition, die sich für uns gelohnt hat“, versichert Fröhlich.