Regionsdaten Beilage
Corona-Jahr 2020

Datenstand: 2019 und 2020
Veröffentlicht: März 2021

Während manche Berufsgruppen bis zur Erschöpfung arbeiteten, stehen andere vor dem finanziellen Ruin: die Auswirklungen der Corona-Pandemie hielten viele Branchen 2020 in Atem, wenn auch mit unterschiedlichen Folgen. Wir haben einige ausgewählte Daten des Corona-Jahres 2020 zusammengestellt.

Tourismus

Gästeübernachtungen in der Region München

Reisebeschränkungen und das Verbot von Hotelübernachtungen trafen insbesondere Reiseveranstalter, Hotels und Vermieter hart. Die Zahl der Gästeübernachtungen ist mit dem ersten Lockdown Mitte März eingebrochen (vgl. Grafik). Auch im Sommer übernachteten nur halb so viele Gäste in der Region München wie im Vorjahr.

Zu den aktuellen Tourismus-Daten 2020/2021

Einzelhandel, Handwerk und Industrie

Ob Gucci-Handtasche, Murmeltierfett oder das 20-Euro-Dirndl – mit den fehlenden Touristen fällt auch eine der wichtigsten Einkäufergruppen in der Region München weg. 2019 hat der Tourismus laut Jahreswirtschaftsbericht der Stadt München (2020) allein in der Landeshauptstadt Umsätze in Höhe von 8,29 Mrd. Euro ausgelöst, davon 2,96 Mrd. Euro im Einzelhandel und 3,58 Mrd. Euro im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe. Der Wegfall des Oktoberfests soll der regionalen Wirtschaft 2020 etwa 1,20 Mrd. Euro weniger Einnahmen beschert haben.

Passantenfrequenzen Kaufinger Straße

In Bayern war der Einfluss der Pandemie auf den Einzelhandel sehr unterschiedlich. Das Statistische Landesamt meldet für 2020 insgesamt eine Umsatzsteigerung von real 6,3 Prozent im Vergleich zu 2019. Das größte Umsatzplus verzeichnete der Online-Handel mit 23,9 Prozent, der Lebensmittelhandel konnte mit 6,5 Prozent ordentlich wachsen. Deutlich unter Vorjahresniveau lag dagegen der Handel mit Textilen, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit real -8,1 Prozent und der Umsatz von Marktständen ging um 9,8 Prozent zurück, was sich auch an den Passantenfrequenzen auf der Kaufinger Straße in München (vgl. Grafik) beispielhaft zeigt.

Im Handwerk unterscheiden sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie stark nach Branche. Während bei Friseuren, Gold- und Silberschmieden oder Fotografen der Umsatz komplett weggebrochen ist, steht das Bauhauptgewerbe gut da. Insgesamt rechnet die Handwerkskammer für München und Oberbayern für das Gesamtjahr 2020 mit einem Umsatzvolumen von 43,1 Mrd. Euro (-0,9 Prozent gegenüber 2019). Auch die eher geringen Verluste bei der Beschäftigung (-0,5 Prozent) im Krisenjahr 2020 könnten 2021 wieder aufgeholt werden.

Da viele Industrie-Unternehmen ihre Geschäftsmodelle (verstärkte Online-Absatzkanäle) und Arbeitsabläufe (digitales Arbeiten) mittlerweile an die Corona-Herausforderungen angepasst haben, ist die Stimmung in der bayerischen Industrie aktuell besser als im Frühjahr 2020.

Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Arbeitslose und realisierte Kurzarbeiter in der Region München

Mit dem Gesetz zur befristeten krisenbedingten Verbesserung der Regelungen für das Kurzarbeitergeld erleichterte die Bundesregierung im März 2020 die Voraussetzungen für Unternehmen, Kurzarbeit zu beantragen, und für Beschäftigte Kurzarbeitergeld zu beziehen. Oberstes Ziel ist es, Arbeitsplätze zu erhalten und Kündigungen zu vermeiden. Die Rechnung scheint bisher auch in der Region München aufzugehen. Die Zahl der Kurzarbeiter lag im April und Mai 2020 bei über 250.000. Das ist etwa ein Sechstel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) in der Region München (SVB zum 30.6.2019 in der Region München: 1.498.980).

Die Zahl der Arbeitslosen liegt jedoch angesichts der aktuellen Lage nur geringfügig höher als 2019 und ist trotz Lockdown im Dezember sogar gesunken (vgl. Grafik).

Zu den aktuellen Arbeitsmarkt-Daten 2020/2021

Die oben genannten Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da in der Arbeitslosen- und Kurzarbeiterstatistik nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erfasst werden. Betrachtet man alle Erwerbstätigen – also auch marginal Beschäftigte (z. B. 450-Euro-Jobber), Selbstständige und mithelfende Familienangehörige sowie Beamte – zeigt sich in Bayern erstmalig seit 17 Jahren ein Rückgang am Arbeitsmarkt (-1,0 Prozent; 78.000 Personen).

Laut Statistischem Landesamt beendet die Corona- Krise damit den seit der Rezession 2003, auch während der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009, anhaltenden Anstieg der Erwerbstätigkeit in Bayern. Im verarbeitenden Gewerbe nahm die Beschäftigung mit -2,7 Prozent überdurchschnittlich stark ab. Die Dienstleistungen verzeichneten einen Beschäftigungsabbau um 0,7 Prozent.

Mobilitätsverhalten

Ausgangs- und Reisebeschränkungen, Maskenpflicht und Homeoffice haben das Mobilitätsverhalten der Menschen stark beeinflusst. Insgesamt ist die Mobilität der Bevölkerung seit März 2020 stark zurückgegangen – vor allem während der Lockdown-Phasen.„Experimentelle“ Mobilitätserhebungen auf Basis von Mobilfunkdaten des Statistischen Bundesamts  zeigen einen Rückgang der Mobilität in Bayern; an einigen Tagen während der härtesten Phasen des Lockdowns von bis zu über 60 Prozent.

Auch die Wirkung der Ausgangssperren ab 21 Uhr lässt sich empirisch mit der oben genannten Methodik bestätigen. So betrug die Mobilität in München am 31.12.2020 bis um 20 Uhr ungefähr ein Viertel weniger als am Silvestertag 2019. Ab 21 Uhr sank die Mobilität bis ca. 5 Uhr am Neujahrstag so weit ab, dass sie von 75 bis 90 Prozent unterhalb des Niveaus zu den gleichen Uhrzeiten ein Jahr zuvor lag.

Index der MVG-Fahrgastentwicklung

Die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist stark zurückgegangen, wie Zahlen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und Informationen der Deutschen Bahn (DB) belegen. Setzt man für die Fahrgäste der MVG den Durchschnitt der Monate Januar und Februar 2020 vor dem ersten Lockdown gleich 100, so zeigt sich, dass insbesondere im Frühling ein starker Nutzungseinbruch zu verzeichnen war: Im April 2020 erreichten die Fahrgastzahlen nur 27 Prozent vom Winterwert. Seit dem Sommer 2020 erreichte das Nachfrage-Niveau nach Fahrten in Münchner Bussen, Tram- und U-Bahnen etwa zwei Drittel des Normalverkehrs (vgl. Grafik).

Mit Beginn der verstärkten Ausbreitung der SARS-CoV2-Pandemie und der zunehmenden Einschränkung des öffentlichen Lebens in Deutschland im März 2020 sind auch die Fahrgastzahlen der S-Bahn München mit bis zu 90 Prozent drastisch zurück gegangen. Mit Wiederaufnahme des Schulbetriebs und der Wiedereröffnung des Handels im Mai lagen die Fahrgastzahlen über die Sommermonate hinweg bei ca. 60 bis 70 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau. Im Rahmen des (Teil-) Lockdowns ab November lag die durchschnittliche Auslastung der Züge bei rund 45 bis 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Niveau, was auf verschärfte Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zurückzuführen ist.

Das Fahrgastaufkommen im Regionalverkehr von DB Regio Bayern 2020 wird nach Schätzungen der DB AG etwa 40 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres liegen.

Auch im Straßenverkehr sank 2020 bundesweit das Verkehrsvolumen vor allem während des Lockdowns von März bis Mai im Vergleich zum Vorjahr. Daten von Dauerzählstellen entlang von Bundesstraßen und -autobahnen zeigen insgesamt eine Reduktion um bis zu 25 Prozent – vor allem „Leichtfahrzeuge“ bis 3,5 t Gewicht wurden weniger gezählt. Außerhalb des Lockdowns entsprach der Straßenverkehr in etwa dem Vorjahresniveau.

Der Flugverkehr ist im Vergleich aller Mobilitätsarten am meisten zurückgegangen. So wurden am Flughafen München im April und Mai 2020 nicht einmal ein Prozent der Anzahl der Passagiere der gleichen Vorjahresmonate abgefertigt. Auch im weitgehend beschränkungsfreien Urlaubsmonat August wurde nur knapp ein Fünftel des Fluggastaufkommens vom gleichen Monat 2019 erreicht.

Zu den aktuellen Daten zum Flughafen München 2020/2021

Bevölkerungsentwicklung

Seit 1999 steigt die Einwohnerzahl in der Region München kontinuierlich an. Der Knick in der Kurve im Jahr 2017 beruht auf einer statistischen Bereinigung des Melderegisters der Stadt München. Da das Bevölkerungswachstum in der Region München schon seit Jahren vorwiegend auf Wanderungsüberschüsse (Zuzüge minus Fortzüge) aus dem Ausland zurückzuführen ist und diese vor allem wirtschaftsgetrieben sind, musste mit der Nullrunde beim Bevölkerungswachstum für 2020 gerechnet werden (vgl. Grafik).

Wanderungssaldo Region München 2020

Die Wanderungsverluste machen sich vor allem bei der Landeshauptstadt München bemerkbar (vgl. Grafik), da viele Zuzügler zuerst in der Stadt ankommen, um hier zu studieren, eine Ausbildung zu absolvieren oder den ersten bzw. neuen Job anzutreten. Auf lange Sicht hat die Corona-Pandemie und der darauf zurückzuführende deutlich reduzierte Auslandswanderungssaldo im Jahr 2020 laut statistischem Landesamt jedoch keinen großen Einfluss auf die seit Jahren bestehenden Trends. Bis 2039 soll die Region München 226.000 Einwohner mehr zählen (3,15 Mio. Einwohner).