Vom Normal- zum Ausnahmezustand
Planungsverband München (PV) veröffentlicht Regionsdaten 2019 und Daten zum Corona-Jahr 2020
München (10.03.2021) – Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) hat seine jährlich erscheinenden Regionsdaten (Stand: 2019) veröffentlicht. Während 2019 noch alles normal lief – Anstieg der Einwohner- und Beschäftigtenzahl, geringe Arbeitslosenquote, Anstieg des Bruttoinlandsprodukts – zeigen die Daten 2020 die ersten Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wir haben die Daten für den Tourismus, den Handel, den Arbeitsmarkt, das Mobilitätsverhalten sowie die demografische Entwicklung für 2020 ergänzend aufbereitet.
Zur Region München gehören die Landeshauptstadt München, die acht umliegenden Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg sowie die 185 kreisangehörigen Gemeinden in diesen Landkreisen. Seit 1999 ist dieser Raum eine Wachstumsregion. Von 2009 bis 2019 hat die Einwohnerzahl in der Region München um etwa 273.000 Einwohner zugelegt – 2009 lebten rund 2,65 Millionen Menschen hier, 2019 sind es 2,93 Millionen. Etwa die Hälfte der Regionsbevölkerung wohnt in der Landeshauptstadt München (1,48 Mio.), die andere Hälfte in den umliegenden acht Landkreisen (1,44 Mio.).
Das Bevölkerungswachstum ist vor allem auf die Wanderungsüberschüsse (Zuzüge minus Fortzüge) zurückzuführen. Dabei ist es eigentlich nur noch der Zuzug aus dem Ausland, der die Region wachsen lässt. Seit 2012 verliert die Region Einwohner an das restliche Bayern, und der Saldo aus Deutschland ist nur noch geringfügig positiv. Seit 2010 jedoch kommen deutlich mehr Menschen aus dem Ausland in die Region München als ins Ausland abwandern.
Da das Bevölkerungswachstum in der Region München vorwiegend auf Wanderungsüberschüsse (Zuzüge minus Fortzüge) aus dem Ausland zurückzuführen ist und diese vor allem wirtschaftsgetrieben sind, musste mit der Nullrunde beim Bevölkerungswachstum für 2020 gerechnet werden. Zum 30.09.2020 zählt die Regionsbevölkerung lediglich knapp 3.500 Einwohner mehr als 2019. Die Wanderungsverluste machen sich vor allem bei der Landeshauptstadt München bemerkbar, da viele Zuzügler zuerst in der Stadt ankommen, um hier zu studieren, eine Ausbildung zu absolvieren oder den ersten bzw. neuen Job anzutreten.
Kurzarbeit verhindert vorerst hohe Arbeitslosigkeit
2019 arbeiteten rund 1,5 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SVB) in der Region München – davon 897.000 in der Landeshauptstadt München und 602.000 im Umland. Spitzenreiter unter den Landkreisen ist der Landkreis München. Hier entstanden in den vergangenen zehn Jahren gut 67.000 neue Arbeitsplätze (+ 38,2 Prozent).
Vor allem der Lockdown im Frühjahr und Winter 2020 hat die wirtschaftliche Entwicklung in der Region München stark beeinflusst, was sich zunächst aber hauptsächlich an den Zahlen zur Kurzarbeit zeigte. Die Zahl der realisierten Kurzarbeiter lag im April und Mai 2020 bei über 250.000. Das sind etwa ein Sechstel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) in der Region München. Die Zahl der Arbeitslosen 2020 lag unwesentlich höher als 2019. Jedoch werden in der Arbeitslosen- und Kurzarbeiterstatistik nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erfasst, nicht alle Erwerbstätige (ca. 30 Prozent mehr). Dabei ist zu vermuten, dass insbesondere marginal Beschäftigte (z. B. 450- Euro-Jobber) und Selbstständige 2020 ihre Arbeitsgrundlage verloren haben.
„Auf lange Sicht wird die Corona-Pandemie aber auf die Wirtschaftskraft und die Attraktivität der Region München für Arbeitnehmer, Auszubildende und Studenten keine Auswirkungen haben“, prognostiziert Christian Breu, Geschäftsführer des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV). „Nach zwei Dellen 2020 und vermutlich auch noch 2021 wird sich die Wirtschaft schnell erholen, und damit werden auch die Menschen wieder verstärkt in die Region München ziehen.“
Homeoffice statt Pendeln
Um knapp 270.000 Pendler hat die Pendlergesamtmobilität von 2009 bis 2019 zugenommen. 2019 waren über eine Million Menschen (1.035.000) werktäglich unterwegs. Dazu zählen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die zum Arbeiten in eine andere Kommune innerhalb der Region München fahren (Regionsbinnenpendler) und alle, die aus der Region hinausfahren oder von außerhalb in die Region kommen.
Dennoch werden rund 80 Prozent der Arbeitsplätze in der Region München von Arbeitnehmern besetzt, die auch in der Region München wohnen. Lediglich 439.000 Beschäftigte pendelten 2019 von außerhalb in die Region. Rund 135.000 Menschen fuhren werktäglich zum Arbeiten aus der Region München hinaus.
Ausgangs- und Reisebeschränkungen, Maskenpflicht und Homeoffice sowie geschlossene Einzelhandelsgeschäfte haben das Mobilitätsverhalten der Menschen 2020 stark beeinflusst. Die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist stark zurückgegangen. Im April 2020 erreichten die Fahrgastzahlen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nur 27 Prozent vom Winterwert. Und auch die Fahrgastzahlen der S-Bahn München sind ab März 2020 mit bis zu 90 Prozent drastisch zurückgegangen.