Online-Beteiligung Neuaufstellung Flächennutzungsplan Tuntenhausen

Veröffentlicht: Oktober 2021

Wie und vor allem wo sich Tuntenhausen künftig entwickeln soll, damit beschäftigt sich die Gemeinde im Landkreis Rosenheim aktuell sehr intensiv. Um für die nächsten zwei Jahrzehnte gut gerüstet zu sein, erstellt der Gemeinderat gerade einen neuen Flächennutzungsplan (FNP) mit integriertem Landschaftsplan. Mit diesem Planungsinstrument definiert die Gemeinde, wo etwa künftig gewohnt und gearbeitet wird und wo es Raum für Natur, Landschaft und Erholung gibt. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) begleitet diesen Prozess. Er entwickelte und betreute auch die Online-Umfrage, die dazu im Winter 2020 / 2021 stattfand. Denn die Gemeinde wünschte sich einen engagierten Dialog mit ihren Einwohnern, um deren Expertenwissen vor Ort in die künftigen Planungen zu integrieren.

Tuntenhausens Zukunft mitgestalten!

Alle Tuntenhausener (knapp 7.300 Einwohner) waren aufgefordert, an einer Online-Umfrage teilzunehmen – auch Kinder und Jugendliche. Von Mitte Dezember 2020 bis Ende Januar 2021 konnten sie ihre Wünsche, Vorschläge und Kritikpunkte online in einer interaktiven Karten räumlich markieren und eintragen.

  • An der Umfrage nahmen 942 Personen teil, die mehr als 2.100 Kommentare abgaben
  • Die Teilnehmer sind überwiegend zwischen 35 und 64 Jahre alt und berufstätig
  • Gut ein Fünftel der Befragten ist unter 34 Jahren, davon knapp 50 Befragte sogar unter 20
  • Die Tuntenhausener wissen die hohe Lebensqualität in einem idyllischen Umfeld nahe der Alpen zu schätzen
  • Sie machen sich jedoch Sorgen um Zersiedlung, Flächenfraß sowie mehr Verkehr und Zuzug aus München
  • Die Bürger votieren für ein moderates Wachstum in allen Ortsteilen, vorrangig für Einheimische, für Nachhaltigkeit, für moderne Wohnkonzepte und weniger Verkehrsbelastung durch Autos
  • Auf der Wunschliste ganz oben steht eine deutliche Verbesserung beim Verkehr – mehr Rad- und Fußwege sowie zusätzliche Busstrecken bzw. -haltestellen

Ende Juni 2021 haben die PV-Planer die Ergebnisse im Gemeinderat präsentiert. Details finden Sie auf einer interaktiven Karte und in einer Präsentation.

Interaktive Karte - So geht's

  • Über das Layer-Symbol oben rechts können Sie alle Layer mit den Themen aufklappen.
  • Klicken Sie auf das Auge um die verschiedenen Themen ein- und auszublenden. Der Layer „Lieblingsplatz“ ist bereits sichtbar.
  • Layer mit einem Pfeil enthalten weitere Unterthemen. Klicken Sie auf den Pfeil, um diese sichtbar zu machen.
  • In der Legende (linkes Icon oben) werden Ihnen die Themen und Unterthemen mit den entsprechenden Markern, die in der Karte aktuell sichtbar sind, angezeigt.
  • Wenn Sie in der Karte auf die analysierten Fuß- und Radwege klicken, öffnet sich ein Popup-Fenster mit weiteren Informationen.

Ergebnisse der Online-Umfrage

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Download Präsentation

Auswertung der Online-Beteiligung mit allen Fragen und Ergebnissen (6,6 MB)

Zur Präsentation

Lieblingsplätze und Konfliktpunkte

Knapp zwei Drittel der Teilnehmer sprachen sich für den Erhalt der dörflichen Struktur und des ländlichen Charakters aus sowie für Natur- und Artenschutz. Die Tuntenhausener identifizieren sich sehr stark mit ihrer Heimat: ein Leben im Einklang mit Natur und Landschaft sowie einen schönen Dorfcharakter, dessen Architektur bewahrt werden soll. So halten sich denn die Bürger auch gerne in der Ortsmitte auf, neben einer Wiese sind hier die zentralen Einrichtungen für Bildung und Nahversorgung zu finden.

Der Ortskern ist nicht nur Lieblingsplatz, sondern auch Konfliktpunkt: Er ist verkehrlich stark belastet und es fehlen zentrale Nutzungen als Treffpunkte für die Bürger wie etwa eine Gastwirtschaft. Weitere Konfliktpunkte sind die Staatsstraße ohne Fuß- und Radwege oder der Bahnhof, dessen Zustand und Anbindung viel besser sein könnten. Der Weiher am Eisbartlinger Filz im Norden gilt als absoluter Lieblingsplatz – ein „schönes kleines Ausflugsziel“.

Moderates Wachstum, moderne Einstellung

Knapp die Hälfte der Teilnehmer kann sich ein moderates Wachstum ihrer Gemeinde von jährlich einem Prozent oder weniger sehr gut vorstellen, jeder Achte sogar ein noch stärkeres Wachstum. Knapp ein Drittel der Befragten favorisiert die Entwicklung vor allem in den größeren Ortsteilen.

Große Zustimmung fanden mit jeweils fast zwei Dritteln die Forderung nach einer klimagerechten und flächensparenden Siedlungsentwicklung sowie einer Nachverdichtung der innerörtlichen Bereiche und Vermeidung von Bautätigkeiten „auf der grünen Wiese“. Und knapp die Hälfte wünscht sich einen innovativen Wohnungsbau in Form einer energetischen Bauweise.

Weniger Auto, mehr Bus, Rad, zu Fuß

Die Tuntenhausener erledigen viele Fahrten mit dem Auto – zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen oder zu Sport- und  Freizeiteinrichtungen. So sind den rund 70 Prozent der Befragten mehrmals täglich mit dem Auto unterwegs, 46 Prozent sogar täglich. Zukünftig wichtig ist knapp der Hälfte eine Reduzierung der Verkehrsbelastung. Und mehr als die Hälfte fordern einen Ausbau des Radwegenetzes.

Auch der Ausbau des Busnetzes (ÖPNV) sowie zusätzliche Bushaltestellen beispielsweise am Supermarkt und an der Hilpertinger Straße stehen auf der Wunschliste, genauso wie verbesserte innerörtliche Fußwege und zusätzliche Fußwege auf den zentralen Achsen zwischen den Ortsteilen.

Was geschieht als Nächstes?

Die Ergebnisse der Online-Umfrage fließen in den neuen FNP mit ein. Aktuell befindet sich der FNP in der Phase der Zieldiskussion. Im Herbst 2021 findet die erste Gemeinderatsklausur statt, ehe im Anschluss ein interkommunaler Dialogprozess unter anderem mit den Nachbargemeinden beginnen soll. Hierfür sind im ersten Halbjahr 2022 insgesamt drei bis vier Thementische angedacht. Bei diesen tauscht sich die Gemeinde mit Nachbarkommunen und Experten zu spezifischen Fragestellungen etwa zum Wohnen oder zu weiteren Wegeverbindungen aus.

Auf einer zweiten Klausurtagung im Sommer 2022 werden Gemeinderat und PV-Planer dann auf Basis der bis dahin erzielten Ergebnisse die Leitziele für die Ortsentwicklung der Gemeinde Tuntenhausen erarbeiten. Diese bilden die Grundlage für den FNP-Vorentwurf.

PV-Ansprechpartner zur Online-Beteiligung Tuntenhausen

Maximilian Mergenthaler
M.Sc. Umweltplanung und Ingenieurökologie
Carola Seis
Dipl.-Geogr., Stadtplanerin, Moderatorin in der Stadtentwicklung (vhw)