Beispiele: Zukunft unserer Orte – Aspekte der Ortsentwicklung

Unter der Moderation von Stefan Parrisius, stellten vier Vertreter aus PV-Mitgliedskommunen unterschiedliche Beispiele zur Siedlungsentwicklung in der Region München vor.

Landrat Martin Bayerstorfer, Landkreis Erding

„Schön allein reicht nicht“, konstatierte Landrat Martin Bayerstorfer. Die Vorzüge des ländlichen Raums seien vielfältig, aber es benötige auch eine Perspektive und dafür eine Rahmenplanung und Ortsentwicklung, moderne Wohnverhältnisse und Wirtschaftsstrukturen mit Arbeitsplätzen vor Ort, Erreichbarkeit und Breitbandanschluss. Zwei wichtige Themen hierbei: die sozialen Strukturen im ländlichen Raum und die konkurrierende Nutzung von Fläche.

Kulturförderung für Begegnungsstätten

Der Landrat präsentierte ein Beispiel zur Kulturförderung aus dem Landkreis Erding, um wieder Begegnungsstätte in den Orten zu bilden. Die sozialen Strukturen im ländlichen Bereich haben sich verändert. Früher gab es in jedem Dorf einen Milchbauern, das war ein Sammel- und somit Kommunikationsplatz. Heute brauchen wir etwas anderes, um künftig miteinander in Kontakt zu treten. Solche Kommunikationszentren sind sehr wichtig, meinte Bayerstorfer. Daher hat der Landkreis in Taufkirchen (Vils) sechs Vereine mit einer Summe von insgesamt 85.000,- Euro unterstützt, um das Projekt „Alte Schule“ zu realisieren.

Kaskadennutzung der Fläche

Zudem herrsche in der Region und gerade im Landkreis Erding mit der Forderung nach einer 3. Start- und Landebahn, eine riesige Flächenkonkurrenz. Dafür benötige man 1.700 Hektar Fläche inklusive Ausgleichsfläche, das entspricht im Durchschnitt der Größe einer bayerischen Gemeinde. Bayerstorfer erläuterte einige Möglichkeiten, wie wir Flächen intensiver kaskadenmäßig nutzen und somit auch „anrechnen“ könnten. Zum einen könne man den Wald „umbauen“, von Mono- hin zur Mischkultur. Damit Wiesenbrüter in der Brutzeit ihre Ruhe haben, sollten die Bauern etwas später mähen und ein Lerchenfenster von 3 x 3 Quadratmeter Boden belassen, das hätte dann auch wertvolle ökologische Effekte.

Johann Wiesmaier, Bürgermeister der Gemeinde Fraunberg

Johann Wiesmaier stellte am Beispiel der Gemeinde Fraunberg ein Gemeindeentwicklungskonzept vor. Die Gemeinde Fraunberg umfasst 42 Ortschaften auf 42 Quadratkilometer Fläche. Ziel ist es, die Entwicklung selber in die Hand zu nehmen und gemeinsam zu gestalten. Zentrale Fragen dahinter: Was passiert mit aufgelassenen Höfen? Wie sollen und können sich ländliche und dörfliche Strukturen künftig positiv entwickeln? Was wollen die Bürger?

Die Bürger mitnehmen

In das Gemeindeentwicklungskonzepts der Gemeinde Fraunberg wurde und wird die Bürgerschaft eng mit eingebunden. Das Konzept wird immer wieder fortgeschrieben und alle drei Jahre zusammen mit den Bürgern evaluiert. Dabei wird der Status quo hinterfragt und kommen auch die Leitsätze und Zielsetzungen immer wieder auf den Prüfstand, heruntergebrochen auf jedes Dorf. Die Gemeinde Fraunberg stellt so die Weichen für die künftige Planung und betreibt aktiv Bewusstseinsbildung mit ihren Bürgern.

Wiesmaier forderte die Teilnehmer auf, mehr Druck zu machen und den FNP (Flächennutzungsplan) mit dem Begriff Kulturlandschaft für jedes Dorf weiterzuentwickeln. Auch die Entwicklung des Außenbereiches gehöre dazu. Zudem „bräuchte es Pusher von außen, die uns unterstützen“ und „ drei Stunden kostenlose Beratung“, wenn es darum gehe, Philosophien für eine „Kultur der Nutzung“ zu entwickeln.

Josef Lutzenberger, Bürgermeister der Gemeinde Utting am Ammersee

Josef Lutzenberger schilderte, wie eine Gemeinde im ländlichen Raum geförderten Wohnraum schaffen kann. Wichtig dabei sind Schlagkraft, Entschlussfähigkeit und auch Durchhaltevermögen. Die Gemeinde Utting am Ammersee hat über das Instrument des Vorkaufsrechts ein Grundstück von 1,3 Hektar Bauland erworben, das sogenannte Schmucker-Areal. Dort möchte die Gemeinde mindestens 80 geförderte Wohnungen errichtet und dauerhaft vermieten. Gemeinsam mit dem Planungsverband München hat die Gemeinde einen zweistufigen Realisierungswettbewerb für geförderten Wohnungsbau durchgeführt. Die Gemeinde erhält Zuschüsse in Höhe von 30 Prozent. Der Siegerentwurf wird nun in den Bebauungsplan integriert.

 

Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer gwt Starnberg GmbH

Christoph Winkelkötter referierte über die Breitbandverfügbarkeit im ländlichen Raum als notwendigen Standortfaktor, den Ausbau der Glasfasernetze im Landkreis Starnberg sowie die verschiedenen Fördermöglichkeiten und -programme. Sein Fazit: „Wir müssen die richtige Infrastruktur bieten. Es ist ein Akt von Wirtschaftsförderung.“ Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Einwohner bleiben dort wohnen und die Unternehmen kommen raus aufs Land.

Unterstützung mit Fachwissen

An der gwt Starnberg GmbH (Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg GmbH) sind alle 14 Kommunen des Landkreises beteiligt. In 2008 beschlossen die Kommunen, Breitband nicht nur für das Gewerbe, sondern flächendeckend für alle Wohngebiete anzubieten. Seitdem bündelt die Gesellschaft den Ausbau des Breitbandnetzes: Die gwt Starnberg GmbH berät Kommunen und Bevölkerung in Sachen Glasfaseranschluss und Förderung. Sie hilft gerade den kleineren Gemeinden mit ihrem Fachwissen, die Förderanträge zu stellen. So habe man das 1. Förderprogramm erfolgreich abgeschlossen, jetzt bringe man das 2. Förderprogramm voran und berate die Kommunen bei dem Glasfaser-Masterplan.

Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg GmbH