Vor dem Hintergrund steigender Arbeitsplatz- und Einwohnerzahlen werden tangentiale Radverbindungen in der Region München und besonders im Landkreis München immer wichtiger. Daher hat der Landkreis München im Dezember 2017 den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) und das Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen (SVK) beauftragt, ein Konzept für schnelle Radtangenten im Landkreis zu erstellen. Der Landkreis erwartete eine Empfehlung für jeweils eine Tangente im südlichen und im nördlichen Teil des Landkreises sowie eventuell eine weitere Tangente im Osten. Schnelle Radwege erfüllen einige Kriterien eines Radschnellweges, aber nicht alle. So kann beispielsweise die Breite des Radwegs geringer ausfallen oder auf weniger befahrenen Abschnitten eine gemeinsame Führung mit dem Fußgängerverkehr erfolgen.
Der Auftrag beinhaltete folgende Aufgaben:
- Nutzerpotenziale im Landkreis erfassen,
- die bestehende Radverkehrsinfrastruktur mit Blick auf ihre Nutzbarkeit für schnelle Verbindungen prüfen,
- Qualitätsstandards für die Tangenten definieren sowie
- verschiedene Varianten vergleichen und bewerten.
Das Konzept stellt einen wichtigen Baustein dar, um ein effizientes und schnelles Radwegenetz im Münchner Umland aufzubauen.
Mögliche Strecke für schnelle Radtangente
Im Juli 2018 haben die beauftragten Gutachter vom PV und dem Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen einen möglichen Verlauf für eine Radtangente im Landkreis München vorgeschlagen: Diese soll sich von Oberschleißheim im Norden über Garching, Ismaning, Aschheim, Feldkirchen, Haar, Grasbrunn, Putzbrunn bis nach Neubiberg im Süden erstrecken. Dort teilt sich der Korridor dann in zwei Varianten: Die nördliche Variante führt über Unterhaching und durch den Perlacher Forst nach Pullach. Die südliche führt über Taufkirchen, Oberhaching und Grünwald nach Pullach. Auf verschiedenen Strecken treffen die beiden Korridore dann in Neuried wieder aufeinander. Von dort soll die Strecke noch weiter bis nach Planegg verlaufen. Berechnungen von SVK lassen hohe Nutzerzahlen auf der Strecke erwarten.
Zwei Varianten vertieft untersucht
Der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur des Landkreises München sprach sich im Juli 2018 einstimmig dafür aus, dass die Gutachter beide möglichen Varianten vertieft in einer Machbarkeitsuntersuchung prüfen sollten. Die Ergebnisse dieser vertieften Untersuchung stellten die Gutachter den Kommunen in zwei Dialogveranstaltungen in Unterföhring und Unterhaching im September 2018 vor. Im Fokus stand das sogenannte „Maßnahmenkonzept Infrastruktur“, in dem die Führungsformen der schnellen Radtangente auf den potenziellen Streckenabschnitten beschrieben sind.
Im Grundsatz bewerteten die Gemeinden die Idee der schnellen tangentialen Verbindungen im Landkreis positiv. Es wurde jedoch auch deutlich, dass bei den anstehenden nächsten Planungsschritten in Detailfragen noch eine intensivere Abstimmung zwischen Landkreis und Kommunen erforderlich sein wird.
Vorzugsvariante für Basiskorridor
Die Gutachter bewerteten die beiden Varianten in Teilabschnitten und stellten diese vergleichend gegenüber. Das Bewertungsergebnis führte zu einer Vorzugsvariante (siehe rot markierter Streckenabschnitt Karte rechts), welche die Gutachter Ende November 2018 dem Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur präsentierten. Der Ausschuss stimmte der erarbeiteten Vorzugsvariante für den Basiskorridor zu. Denn die Machbarkeitsuntersuchung hat ergeben, dass eine schnelle Radwegtangente im Landkreis München
- erhebliche Nutzerpotenziale für eine Radverbindung aufweist,
- der Streckenverlauf in der abschließend vorgestellten Form die sinnvollste Führung darstellt, um Nutzerpotenziale größtmöglich abzuschöpfen, und
- der Trassenverlauf die grundsätzliche Machbarkeit einer schnellen Radverbindung aufzeigt.
Vertiefte Untersuchung tangentialer, schneller Radwege
Mit Abschluss der Machbarkeitsuntersuchung und der Zustimmung des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur ist nun die Grundlage für weitere Umsetzungsschritte der tangentialen Verbindung geschaffen. Der Ausschuss hat daher die Verwaltung des Landkreises München beauftragt, eine vertiefte Untersuchung tangentialer, schneller Radwege in den Teilbereichen Nord- und Südost auf Basis der erarbeiteten Ergebnisse durchzuführen. Dabei sollen zum einen die involvierten Kommunen beteiligt werden. Zum anderen soll die Kompatibilität zu den aus Mobilfunkdaten auslesbaren Pendlerbeziehungen geprüft werden.
Radschnellwege im Landkreis München
Der PV begleitete fachlich auch weitere Untersuchungen zu Radschnellverbindungen in der Region München, und zwar den Pilotkorridor von der Stadtgrenze der Landeshauptstadt München nach Unterschleißheim und Garching sowie eine Machbarkeitsuntersuchung für den südlichen Teil der Pilotstrecke von der Grenze der LH München bis in die Münchner Innenstadt.