Realisierungswettbewerb mit Ideenteil: Bürgerzentrum Münsing


Februar bis Oktober 2018

Die Gemeinde Münsing möchte anstelle des alten Pallaufhofs ein Bürgerzentrum mit Rathaus errichten. Der alte Pallaufhof, ein langgestreckter Einfirsthof mit Satteldach, liegt im Herzen von Münsing in unmittelbarer Nähe zur Kirche und zum Alten Friedhof. Die Raumsituation des bestehenden Rathauses ist beengt. Zudem gibt es den Wunsch nach einem vielfältig nutzbaren Bürgerzentrum mit einem Saal für Veranstaltungen. So entstand die Idee, den alten Pallaufhof durch einen Neubau zu ersetzen. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) unterstützte die Gemeinde bei der Beschreibung der genauen Anforderungen an das neue Gebäude und bei der Auswahl geeigneter Architekten und Freiraumplaner. Um ein möglichst breites Spektrum unterschiedlicher Entwürfe zu erhalten, entschied sich Münsing für einen vom PV betreuten, europaweit ausgeschriebenen Planungswettbewerb.

Vorgehensweise

Um Klarheit über das notwendige Raumprogramm für ein zukunftsfähiges Bürgerzentrum mit Rathaus zu erlangen und die Auslobung festzulegen, führte der PV im Vorfeld mehrere Workshops mit dem Gemeinderat durch. Im Februar 2018 wurde der Wettbewerb dann als nichtoffener Realisierungswettbewerb mit Ideenteil mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb  (VgV-Verfahren) europaweit ausgelobt. Sechs Teilnehmer am Wettbewerb wurden von der Gemeinde gesetzt. 14 weitere Teilnehmer wählte Münsing im Rahmen des Teilnahmewettbewerbs aus. Jedes Büro musste mit einem Landschaftsarchitekten zusammenarbeiten, um der großen Bedeutung des Freiraums Rechnung zu tragen. Die Gemeinde Münsing stellte eine Wettbewerbssumme von insgesamt 55.000 Euro netto zur Verfügung.

Das Preisgericht nahm sich im August 2018 einen ganzen Tag Zeit, um die 16 eingereichten Wettbewerbsarbeiten ausführlich zu diskutieren. Vier Arbeiten kamen in die engere Wahl. Einstimmig zum Sieger des Wettbewerbs erklärt wurde die Arbeitsgemeinschaft aus PECK.DAAM ARCHITEKTEN, München, mit ver.de landschaftsarchitektur, Freising. Der 2. Preis ging an hirner & riehl architekten, München, mit LAB Landschaftsarchitektur, Landshut, der 3. Preis an berger röcker gork architekten, Stuttgart, mit RSP Freiraum, Dresden. An die Arbeitsgemeinschaft Holzer Architekten, Wolfratshausen, mit landschaftsarchitektur schoener, Icking, wurde eine Anerkennung vergeben.

Bewertung des Siegerentwurfs (Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung)

  • Der neue Pallaufhof nimmt die traditionelle Bauform des langgestreckten Einfirsthofes auf und rückt an die östliche Grundstücksgrenze. Dadurch entsteht ein einladender neuer Bürgerplatz, der zwischen den unterschiedlichen Richtungsbezügen eine klare und eindeutige Eingangssituation in das neue Rathaus und Bürgerzentrum darstellt.
  • Der Baukörper folgt selbstverständlich dem natürlichen Geländeverlauf, in den auch die innere Funktion und Erschließung der Nutzungen schlüssig angeordnet sind. Die Räume des Rathauses sind entsprechend der Publikumsintensität im zentralen Eingangsbereich angeordnet. Am Foyer situiert ist ein repräsentatives Treppenhaus, das einerseits nach unten in das Bürgerhaus führt und andererseits nach oben tageslichtdurchflutet die weiteren Räume des Rathauses erschließt. Die traditionelle Bauweise wird durch einen Laubengang gestärkt und dient als zusätzliche Erschließungs- und Fluchtwegmöglichkeit.
  • Das Gebäude im südlichen Ideenteil ist richtig situiert und bildet einen gelungenen städtebaulichen Abschluss.
  • Das Raumprogramm des Rat- und Bürgerhauses wird erfüllt. Positiv bewertet wird der gut nutzbare Sitzungs- und Trauungssaal im Norden, der sich als Gesicht des Hauses dem Dorf und der Kirche richtigerweise zuwendet.
  • Vom Foyer führt eine breite Freitreppe auf die untere Ebene des Saales und der Mehrzweckräume. Diese sind funktionell und sinnvoll angeordnet und versprechen eine hohe Nutzungsvielfalt auch im Hinblick auf den hohen Außenbezug.  Alle Räume sind über den Bürgerplatz und das Foyer auf kurzem Weg barrierefrei erschlossen.
  • Durch die klare, einfache Struktur ist das Gebäude wirtschaftlich zu erstellen. Die Abtreppung der Tiefgarage unterstützt diesen Aspekt (geringer Eingriff ins Gelände). Sowohl die Ausführung des Trauerweges als auch des Schulweges folgen den Wünschen der Ausloberin. Die vorgeschlagene Freilichtbühne wird vom Preisgericht positiv gewertet.

Insgesamt stellt die Gestaltung des Baukörpers in der Materialität mit Holzverschalung, Laubengang und Dachüberstand einen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Das städtebauliche Ensemble fügt sich in überzeugender Weise in das Ortsbild von Münsing ein. Durch die Positionierung der Gebäude entstehen qualitätsvolle Freiflächen, die sich vielfältig nutzen lassen.

Im Anschluss an die Preisgerichtssitzung wurden alle eingereichten Beiträge öffentlich in Münsing ausgestellt.