Gewerbe

Datenstand: November 2021
Veröffentlicht: Januar 2022

Geschlossene Restaurants, Clubs, Bars und zeitweise auch Geschäfte – wir hatten eine Vielzahl von Betriebsaufgaben, Insolvenzen und Gewerbeabmeldungen erwartet. Die Zahlen zeigen jedoch teilweise ein anderes Bild.

Insolvenzen nach Landkreisen 2021 im Vergleich zu 2019 und 2020

Aktuellere Daten liegen vom Bayerischen Landesamt für Statistik nicht vor.

Trotz des Konjunktureinbruchs war die Zahl der Insolvenzen 2020 im Vergleich zu 2019 auch in der Region München deutlich gesunken. Im Frühjahr 2021 dagegen sind sie im Vergleich zu den beiden Vorjahren – vor allem im Februar und März –  in den meisten Landkreisen wieder gestiegen.

Zur Abfederung der Folgen der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung zahlreiche Hilfs- und Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft beschlossen und die Insolvenzantragspflicht bis Ende April 2021 ausgesetzt.

Der Verband der Vereine Creditreform e. V. gab 2020 bekannt, dass deutschlandweit insbesondere Kleinbetriebe durch die Aussetzung spürbar weniger Insolvenzen anmeldeten. Ein deutlicher Anstieg war dagegen bei größeren Unternehmen zu verzeichnen. So war die größte Insolvenz in 2020 jene des Warenhausunternehmens GALERIA KARSTADT KAUFHOF. Auch weitere Ketten meldeten Insolvenz an. Dazu zählten unter anderem Esprit Holdings aus Ratingen bei Düsseldorf, die Sinn GmbH aus Hagen, die Bonita GmbH aus Hamminkeln (am Niederrhein) und Hallhuber aus München.

Gewerbeanmeldungen in der Region München 2021 im Vergleich zu 2019 und 2020

Mit dem ersten Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie kamen Mitte März 2020 Handel und Gewerbe fast vollständig zum Erliegen. Dementsprechend geringer fielen auch die Gewerbeanmeldungen im März und April 2020 aus – im Vergleich zu 2019. Seit Mai 2020 nahmen die Gewerbeanmeldungen wieder Fahrt auf und lagen bis Juli 2021 überwiegend über den Werten von 2019.

Zum Begriff: Eine Gewerbeanmeldung wird erforderlich, wenn eine Tätigkeit neu begonnen wird, eine Übernahme erfolgt (Kauf, Pacht oder Erbfolge), ein Gesellschafter eintritt, eine neue Rechtsform gewählt wird, das Unternehmen in einen anderen Meldebezirk verlegt wird oder wenn eine Gründung nach dem Umwandlungsgesetz vorliegt.

Gewerbeabmeldungen in der Region München 2021 im Vergleich zu 2019 und 2020

Überraschenderweise lagen auch die Gewerbeabmeldungen von März bis Mai 2020 deutlich unter den Zahlen 2019. Das statistische Bundesamt nennt als Gründe hierfür zum einen Maßnahmen, die aufgrund der Corona-Pandemie getroffen wurden, wie zum Beispiel die Einstellung des Besucherverkehrs und Personalengpässe in den Gewerbeämtern. Zum anderen sei davon auszugehen, dass es wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit weniger Betriebsgründungen, aber auch weniger Abmeldungen gab, da Gewerbetreibende zunächst die weitere wirtschaftliche Entwicklung abwarten, bevor sie ein Gewerbe an- oder abmelden.

Im Sommer 2020 lag die Zahl der Abmeldungen von Gewerbe in der Region München ungefähr wieder auf dem Niveau von 2019. Seit Jahresbeginn 2021 sind sie nahezu durchgängig unter das Niveau von 2019 gerutscht.

Mit der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht bestand bei vielen Betrieben und Unternehmen keine Notwendigkeit, das Gewebe abzumelden. "Die wirtschaftliche Not vieler Unternehmen durch die Corona-Krise spiegelt sich somit bislang nicht in einem Anstieg der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen wider", schreibt das statistische Bundesamt. Ab Mai 2021 lebt die Insolvenzantragspflicht wieder auf.

Zur statistischen Größe: Eine Gewerbeabmeldung wird bei vollständiger oder teilweiser Aufgabe eines Betriebes erforderlich sowie bei dessen Übergabe (Verkauf, Verpachtung, Eintritt der Erbfolge), bei Austritt eines Gesellschafters, bei Änderung der Rechtsform, bei Verlegung in einen anderen Meldebezirk oder wenn eine Aufgabe nach dem Umwandlungsgesetz vorliegt.

Gewerbeanmeldungen minus -abmeldungen nach Landkreisen 2019

Gewerbeanmeldungen minus -abmeldungen nach Landkreisen 2020

Gewerbeanmeldungen minus -abmeldungen nach Landkreisen 2021

Die Differenz aus Gewerbeanmeldungen minus Gewerbeabmeldungen gibt einen Hinweis auf die wirtschaftliche Lage in den jeweiligen Landkreisen je Monat in den Jahren 2019, 2020 und 2021.

Wird viel angemeldet, herrscht reges geschäftliches Treiben, während viele Gewerbeabmeldungen auf eine schwierigere wirtschaftliche Entwicklung hindeuten.