Rund 90 Teilnehmer haben an der diesjährigen Verbandsversammlung des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) am 21. November 2019 in der Stadthalle Erding teilgenommen. Die PV-Mitglieder haben den Beitritt der Gemeinde Oberpframmern einstimmig beschlossen. Im fachlichen Teil ging es um den Nutzen einer Internationalen Bauausstellung (IBA) für die Region München. Arne Lorz, Hauptabteilungsleiter Stadtentwicklung, Landeshauptstadt München, führte in das Thema ein. Eine Podiumsdiskussion erörterte die Chancen und Risiken. Einig waren sich die Experten, dass für das Gelingen einer IBA Politik und Bürger gefordert seien.
Vortrag: IBA Region München - Räume der Mobilität
„Eine IBA stellt ein Reallabor für neue Lösungen dar, muss mehr sein als Bauprojekte und soll international wahrgenommen werden“, erläuterte Arne Lorz, Hauptabteilungsleiter Stadtentwicklung der Landeshauptstadt München, zu Beginn. Sie böte eine hervorragende Gelegenheit für kreative Denkprozesse, einen breiten Austausch und eine experimentelle Herangehensweise, um über Probleme zu reden und gemeinsam Lösungsansätze zu suchen.
Lorz präsentierte einen Überblick über die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur IBA Region München, den Stand der Dinge sowie die nächsten Schritte. Laut Machbarkeitsstudie kann eine IBA Impulse für die Entwicklung von Stadt und Region München setzen, vorausgesetzt sie hat ein klares, dringliches Thema, eine starke Trägerschaft mit politischer Rückendeckung und exzellente Projekte. Dem Thema Mobilität kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. „Das bietet uns die Chance, Mobilität und Räume um Mobilität neu zu denken“, führte Lorz aus. Denn Mobilität sei mehr als nur Verkehr und habe kulturelle, soziale und räumliche Dimensionen.
Aktuell erarbeiten die IBA-Verantwortlichen Vorschläge zum weiteren Vorgehen, etwa zur Organisationsstruktur, Finanzierung und Trägerschaft sowie zu möglichen Projekten. Die Landeshauptstadt München setzte von Anfang an stark auf die Zusammenarbeit mit der Region, etwa in Form vonSalons in Dachau, Erding und Rosenheim, einem Symposium und einem Kamingespräch zur Machbarkeitsstudie Anfang des Jahres. „Der Kreis derjenigen, die die IBA unterstützen, vergrößert sich gerade“, freute sich Lorz. Die Landkreise Dachau und Freising sowie die Bayerische Ingenieurekammer-Bau sind erste regionale Partner.
Podiumsdiskussion: Was bringt eine IBA der Region München?
Auf einem Podium diskutierten unter der Moderation von Dr. Sebastian Poliwoda der Verkehrsexperte Prof. Klaus Bogenberger von der Universität der Bundeswehr München, der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz sowie der ehemalige Geschäftsführer der IBA Hamburg GmbH, Uli Hellweg, und Arne Lorz, über die Chancen einer IBA für unsere Region. Neben Voraussetzungen für ein Gelingen und möglichen Hemmnissen ging es auch um die Motivation und Beteiligung der Bürger sowie die Finanzierung.
Die Experten waren sich einig, dass die IBA ab einem bestimmten Punkt starten müsse, auch wenn sich nicht alle regionalen Träger beteiligten. „Und Umsetzungshindernisse lassen sich am besten überwinden, wenn man sich an einen Tisch setzt“, ergänzte Arne Lorz. Mit Blick auf die Öffentlichkeit stimmten die Experten überein, dass eine IBA nur dann funktioniere, wenn die Bürger sie mittragen. Am Anfang stehe die Politik, doch dann gelte es die Bürger zu begeistern und das Thema breit in der Öffentlichkeit zu verankern. Die Träger und Organisationen wie etwa Kammern und Kirchen fungieren als Botschafter. Bei der Finanzierung sei ein freies Budget notwendig; Freistaat und Bund sind ebenfalls gefordert. Zudem müssten laut Uli Hellweg private Investitionen fließen.
Regionale Leuchtturmprojekte
„Durch eine IBA können wir Kräfte in der Region bündeln und Chancen ergreifen, was seit Jahrzehnten verbockt und versäumt wurde, wieder auf den Weg zu bringen“, begeisterte sich Max Gotz, Oberbürgermeister der Stadt Erding, von der Idee. „Die Region braucht Leuchtturmprojekte“, merkte Gotz an und forderte einen mutigen Blick nach vorne. Allerdings hänge das Moratorium zur Einschränkung des Flächenverbrauchs wie ein Damoklesschwert über der Region. „Sollte das kommen, dann brauchen wir uns viele Fragen nicht mehr zu stellen. Denn das wird eine massive Einschränkung der kommunalen Planungshoheit und Entwicklungsmöglichkeiten sein“, führte Gotz aus.
Starker Umsetzungswille
Über seine Erfahrungen berichtete der ehemalige IBA Hamburg Geschäftsführer Uli Hellweg: „Für den Erfolg einer IBA sind drei Kriterien entscheidend: ganz starker politischer Wille, Durchhaltevermögen, denn eine IBA geht über zehn Jahre hinweg, und eine starke operative Agentur, die quer zu Verwaltungsstrukturen arbeitet.“ Wichtig sei es, ein „Memorandum of Understanding“ mit den beteiligten Trägern aufzusetzen. Dieses legt fest, was die Partner wollen, welche Vorteile die Region hat und bringt den Diskussionsprozess in Gang. Es definiert Schwerpunkte und Themen sowie den städtebaulichen, verkehrlichen und sozialen Kontext. Er empfahl für eine IBA in der Region München das Thema unbedingt zu schärfen.
IBA einfach machen
Prof. Bogenberger plädierte dafür, eine „IBA einfach zu machen und gescheite Projekte umzusetzen.“ Das radiale Münchner Verkehrsnetz müsse durch innovative Formen wie Seilbahnen, eine Transrapid-Light-Version und autonome Shuttlesysteme ergänzt werden. Auch gelte es, den Fahrrad- und Fußgängerverkehr zu stärken. Da es sich um einen Prozess von zehn Jahren handle, hätten die Beteiligten genügend Zeit, einmal getroffene Entscheidungen zu justieren und zu korrigieren. „Gerade dies Justierung ist ungemein wichtig im Laufe der Umsetzung“, erläuterte Bogenberger. Zudem erwarte er sich von einer IBA „eine schnellere Genehmigung und Umsetzung der Ideen, als es sonst der Fall sei“. Hellweg merkte an, dass es dafür eine „harte Entscheidungsstruktur am runden Tisch“ benötige.
Zukunft unserer Region
Mobilität und Verkehr seien in einer Umbruchsituation merkte Arne Lorz an. Eine IBA ermögliche es, Fragen zur Stadt, zu den Randbereichen und zur Region neu zu denken und technologieorientierte Lösungen mit räumlichen Organisationsstrukturen und städtebaulichen Entwicklungen zu verbinden. „Eine IBA ist ein entscheidender Beitrag für die Zukunft unserer Region. Wir müssen dazu kommen, mutig Entscheidungen zu treffen, um die Region da zu halten, wo sie ist, nämlich ganz oben“, plädierte Arne Lorz.
Neues PV-Mitglied Oberpframmern
Der erste Bürgermeister der Gemeinde Oberpframmern im Landkreis Ebersberg, Andreas Lutz, stellte seine Gemeinde den Teilnehmern der Verbandsversammlung vor. „Trotz des hohen Alters von 1200 Jahren, ist Oberpframmern eine sehr junge und attraktive Gemeinde“, erläuterte Lutz. Bedingt durch den Zuzugsdruck im Münchner Osten möchte der Gemeinderat die Zusammenarbeit mit dem PV aufnehmen.
Mit dem Beitritt zählt der Verband ab 2020 166 Mitglieder, darunter 157 Städte, Märkte und Gemeinden, die acht Landkreise der Region München und die Landeshauptstadt München.