Die Gründung des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) geht auf eine Initiative der Regierung von Oberbayern zurück. Den frühesten Hinweis haben wir im Rahmen unserer Recherchen in Form eines Schreibens vom 19. Juli 1948 gefunden, das an die Landeshauptstadt München gerichtet war. Der Anlass: die „stürmische Entwicklung“ der Gemeinden im Münchner Umland und die Notwendigkeit, den Wiederaufbau von Wohnraum nach dem Krieg geordnet zu gestalten.
Dies erfordere die Gründung einer „Planungsgemeinschaft Äusserer Wirtschaftsraum München“. Der Brief enthielt neben dem Anschreiben auch einen ersten Satzungsentwurf zur Gründung des Zweckverbands.
Ein langer Weg zur Einigung
Zwischen 1948 und der offiziellen Gründung am 27. Februar 1950 wurden mehrere Satzungsentwürfe erarbeitet. Die Diskussionen drehten sich vor allem um die Kostenaufteilung und die Stimmenverteilung innerhalb des Verbands.
Schließlich einigten sich die beteiligten Kommunen, und die Gründungsversammlung fand statt. Damals zählte der Verband 38 Gemeinden als Mitglieder, dazu die Landeshauptstadt München sowie die Landkreise Ebersberg, München, Starnberg und Wolfratshausen. Heute gehören ihm neben der Landeshauptstadt die acht Landkreise der Region München sowie 179 Städte, Märkte und Gemeinden an.
Erste Strukturen und Herausforderungen
Erster Geschäftsführer wurde Dr.-Ing. Schütz, ein Beamter der Regierung von Oberbayern. Die Geschäftsstelle, damals „Planungskanzlei“, befand sich zunächst in der Widenmayerstraße 37. Im Jahr 1951 zog sie in die Ledererstraße 17 in München um.
Ursprünglich bestand das Team der Planungskanzlei aus nur sechs Beschäftigten – heute sind es 54. Leiter der Planungskanzlei war bis November 1951 Oberbaurat Frank, dann übernahm Regierungsbaumeister Plößl.
Finanzierung und erste Projekte
Der Verband finanzierte sich damals wie heute über Mitgliedsbeiträge. 1950 betrug der Beitrag der Landeshauptstadt München 5.000 D-Mark, 1951 stieg er auf 7.000 D-Mark. Die Gemeinden zahlten 2,65 Pfennig „auf den Kopf der Bevölkerung“, die Landkreise 1,33 Pfennig. Heute liegen die Beiträge bei 0,30 Euro für München, 0,46 Euro für die Gemeinden und 0,37 Euro für die Landkreise. Anfangs zahlte eine Kommune 150 DM je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner für einen Wirtschaftsplan an die Planungskanzlei.
In den ersten Jahren arbeitete der Verband mit Hochdruck sowohl an einem Gesamtplan für München und den äußeren Wirtschaftsraum als auch an Wirtschafts- und Baulinienplänen, heute bekannt als Flächennutzungs- und Bebauungspläne. Eine der größten Herausforderungen war das starke Wachstum: Viele Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs zogen in den Münchner Raum. Auch das „Schwarzbauen“, das private Bauen ohne Planung und Genehmigung, beschäftigte die Mitgliedsgemeinden.
Die zentrale Aufgabe des Verbands sei die „Lenkung der Besiedlung“, betonte Geschäftsführer Schütz damals anlässlich der 2. Mitgliederversammlung am 29. Januar 1952. Planungskanzleileiter Frank bedauerte, dass es nicht möglich sei, das Baugeschehen für zwei bis drei Jahre zu stoppen, um erst einmal fundierte Planungen erstellen zu können.
Auch Verkehrs- und Infrastrukturprojekte wie der Autobahnring oder die Be- und Entwässerung standen von Beginn an auf der Agenda der Sitzungen.
Starkes Wachstum
Die Arbeit des Verbands war von Anfang an ein Erfolgsmodell: In den ersten zwei Jahren seit der Gründung waren bereits 43 Wirtschaftspläne erstellt oder in Arbeit, 1951 musste die Planungskanzlei 786 „Begutachtungen“ und 1.804 „schriftliche Eingänge“ bearbeiten.
Innerhalb der ersten drei Jahre verdoppelte sich die Mitgliederzahl, sodass Anfang 1953 neben der Stadt München 69 Gemeinden, 6 Landkreise sowie der Bezirk Oberbayern dazugehörten.
Frühe ökologische Weitsicht
Bereits in den 1950er Jahren erkannte der Planungsverband, wie wichtig ökologische und klimatologische Aspekte sind. „Man ist zur Überzeugung und Übereinstimmung gekommen, daß gerade im äußeren Wirtschaftsraum der Waldbestand gefährdet sei, insbesondere in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse und die Trinkwasserversorgung“, hieß es damals im Protokoll der 2. Mitgliederversammlung.
Warum „Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München“?
Frühere Diskussionen zeigen, dass mit „Äußerer Wirtschaftsraum München“ lediglich das unmittelbar an die Kernstadt München anschließende Umland gemeint war. Deutlich wird das damalige Verständnis über die Größe des Äußeren Wirtschaftsraums auch anhand der Landkreise und Gemeinden, die den Brief zum Gründungsvorschlag erhalten haben. In der Gründungssatzung ist zudem die Rede von der „engeren Umgebung der Landeshauptstadt“ und ihrem „Einfluss- und Ausstrahlungsgebiet“.
Heute ist das Verständnis des „Äußeren Wirtschaftsraums“ weiter gefasst. Das liegt unter anderem an der in den 1970er-Jahren eingeführten Regionalplanung. Der Verband hat seither nicht mehr die Aufgabe, einen einheitlichen Raumordnungsplan für Stadt und Umland aufzustellen. Zudem sind die räumlichen Verflechtungen gewachsen: Menschen pendeln weitere Strecken und legen auch in der Freizeit größere Distanzen zurück.
Während der Begriff „Äußerer Wirtschaftsraum“ ursprünglich enger definiert war, umfasste „Wirtschaftsraum“ von Beginn an mehr als nur wirtschaftsgeografische Aspekte. Neben Unternehmensstandorten und Infrastruktur spielten auch Wohnraum, Versorgung und Erholungsflächen eine Rolle.
Die „Planungsgemeinschaft“ wurde am 31.01.1952 in „Planungsverband“umbenannt. Die Änderung war Teil der ersten umfangreichen Satzungsänderung, die in der 2. Mitgliederversammlung beschlossen wurde. Die Staatsregierung schlug den neuen Namen vor, um Verwechslungen mit einer geplanten „Landesplanungsgemeinschaft“ des Wirtschaftsministeriums zu vermeiden.
75 Jahre erfolgreiche Planung
Seit 75 Jahren prägt der Planungsverband die Entwicklung seines Verbandsgebiets. Von den ersten Wirtschaftsplänen bis hin zu modernen digitalisierten Flächennutzungsplänen und interaktiven Karten – die Grundsteine für eine nachhaltige und koordinierte Entwicklung wurden früh gelegt. Der Verband ist bis heute eine Schlüsselinstanz für die geordnete und kooperative Entwicklung des Äußeren Wirtschaftsraums München.
Sie wollen mehr erfahren? Weiter Infos finden Sie in unserer PV-Historie.
Übrigens: Wir feiern die 75 Jahre am 20. November 2025 im Rahmen der 88. PV-Verbandsversammlung im Rathaus Gilching.