Vortrag: Die Region gestalten!

Regionale Planung und Entwicklung in großstädtischen Räumen

Der Referent Prof. Dr. Axel Priebs, Präsident der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL), betonte in seinem Vortrag die Erfordernisse und Möglichkeiten der Gestaltung räumlicher Entwicklung auf der regionalen Ebene. Gerade in großstädtischen, verdichteten Räumen bedarf es einer regionalen Klammer bzw. eines regionalen Rahmens für die Entwicklung, die dann auf der Ebene der Städte und Gemeinden ausgefüllt wird. Da die Ziele für eine Region im Freistaat Bayern durch kommunal verfasste Verbände wie den Regionalen Planungsverband München (RPV) gesetzt werden, können die Städte und Gemeinden diesen Rahmen stärker selbst definieren als in Bundesländern mit einer staatlich verfassten Regionalplanung.

Leistungsfähige Schiene und Grünzüge

Priebs setzte in seinem Vortrag zwei Schwerpunkte:
  1. Zuerst ging er auf das ein, was er als das Kernanliegen der Regionalplanung in großstädtischen Regionen bezeichnet, nämlich eine geordnete Struktur von Siedlung, Verkehr und Freiraum. Dabei führte er auch internationale Beispiele an, unter anderem die Region Stockholm. Als entscheidend sieht Priebs das konzeptionelle Zusammenführen dieser drei Elemente, was koordiniert nur auf einer übergemeindlichen Ebene möglich ist. Weltweit wird im Sinne einer nachhaltigen Planung das Prinzip der Orientierung der Siedlungsentwicklung auf leistungsfähige Schienenstrecken wiederentdeckt („transit oriented development“).
    „Nur durch eine konsequente Ausrichtung der Siedlungsentwicklung auf leistungsfähige Schienenstrecken werden wir die Verkehrs- und Energiewende schaffen. Dabei gewinnen tangentiale Verbindungen quer zu den auf die Kernstadt ausgerichteten Achsen zunehmend an Bedeutung", kommentierte Priebs.
     
  2. Anschließend behandelte Priebs die Antworten der Regionalplanung auf die multiple Krisensituation, in der wir aktuell leben (insbesondere Klimakrise, Biodiversitätskrise, Pandemie, kriegerische und terroristische Bedrohungen). In diesem Kontext bekommen klassische Instrumente der Regionalplanung eine neue Bedeutung, aber auch weitergehende Ansätze zur Stärkung der Resilienz sind erforderlich. Beispielhaft zeigt die Sicherung von Grünzügen bzw. Freiräumen, wie man mit einem klassischen Instrument gleich auf mehrere aktuelle Krisen reagieren kann.
    „Die grünen Infrastrukturen erfüllen zahlreiche Zwecke. Sie sorgen für eine ökologische Vernetzung und ermöglichen eine stadtnahe Landwirtschaft. In der Klimakrise tragen sie mit ihrer kühlenden Wirkung wesentlich zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels bei. Gleichzeitig wurde in der Pandemie deutlich, wie wichtig die soziale Funktion wohnungsnaher Grünflächen ist“, führte Priebs aus.

Kleine und mittlere Zentren stärken

Als bewährtes Leitbild der stadtregionalen Entwicklung hob Priebs die sogenannte Dezentrale Konzentration hervor. Dabei geht es darum, neben der Kernstadt mit ihren überregionalen Funktionen in der Region weitere kleine und mittlere Zentren zu stärken. Damit wird eine wohnortnahe Versorgung sichergestellt, gleichzeitig aber einer unkontrollierten Zersiedlung der Landschaft vorgebeugt.

Am wichtigsten ist es Priebs, die Rolle der Regionalplanung zu betonen: „Die Regionalplanung ist das zentrale Instrument, die Entwicklung einer Region zu gestalten. Gerade in den großstädtischen Regionen müssen sehr viele Weichen gestellt werden, damit diese langfristig lebenswert bleiben und die Resilienz gegen Krisen gestärkt wird.

Zur Person des Referenten

Axel Priebs ist Präsident der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) und Honorarprofessor an den Universitäten Hannover und Kiel. Von 2017 bis 2021 lehrte er an der Universität Wien. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Priebs über 22 Jahre verantwortlich für die Regionalplanung in der Region Hannover. Er ist Autor des Lehrbuchs „Die Stadtregion“, das im Verlag Eugen Ulmer erschienen ist.

 

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