In der Beilage der Regionsdaten 2017 setzten wir uns mit dem Thema Wohnen in der Region München (Datenstand 2015) auseinander.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Bevölkerungszahl in der Region München um fast 300.000 Menschen gestiegen. Das entspricht in etwa einer Stadt wie Augsburg. 2015 war der Wanderungssaldo (Zuzüge minus Fortzüge) mit rund 37.600 Menschen überdurchschnittlich hoch. Dazu kam noch ein Geburtenüberschuss von ca. 6.600 Kindern. Also insgesamt ein Plus von gut 44.000 Einwohnern im Vergleich zum Vorjahr.
In die Städte und Gemeinden der Region München sind allein 2015 eine Viertelmillion Menschen gezogen (von außerhalb der Region und innerhalb der Region umgezogen). Dazu kommen noch rund 113.000 Umzüge innerhalb Münchens und die Umzüge innerhalb der Städte oder Gemeinden im Umland, für die keine Daten vorliegen. All diese Menschen – mehr als 363.000 – sind in der Region jährlich auf Wohnungssuche.
Dass die Miet- und Kaufpreise stark gestiegen sind, bekommen sie besonders zu spüren. Laut einer Studie des ivd liegen die Preise für ein Einfamilienhaus in den Kreisstädten des Umlands zwischen rund 600.000 € und 1,5 Mio. €. Für eine Eigentumswohnung im Bestand muss zwischen 2.500 € und 5.600 € pro qm gezahlt werden. Bei Neuvermietungen für Bestandswohnungen sind in der Region neun bis 15 € Miete pro qm fällig.
Es gibt also einen großen Wohnraumbedarf in der Region München, allerdings nicht nur für die Zuzügler. Auch die angestammte Bevölkerung benötigt immer mehr Platz. Zum einen, weil immer weniger Menschen in einer Wohnung leben und zum anderen, weil die Wohnfläche pro Einwohner stark zugenommen hat.
1950 lebten in einer Wohnung in der Region München etwa fünf Personen, kurz nach den Olympischen Spielen ca. 2,6 Personen und heute sind wir bei durchschnittlich zwei Personen (siehe Abb. 1). In den Landkreisen Dachau, Erding und Ebersberg leben mit 2,3 Einwohnern pro Wohnung noch etwas mehr als in den Landkreisen Starnberg und München (2,1) sowie der Landeshauptstadt München (1,9).
Die Zahl der Einpersonenhaushalte nimmt regionsweit zu. 1970 betrug der Anteil der Einpersonenhaushalte in der Region München etwa 35,1 %, zur Volkszählung 1987 waren es bereits 41,5 % und 2011 lag der Anteil bei 42,4 %. Auch die Wohnfläche pro Einwohner ist seit 1987 von rund 35,7 qm auf etwa 42,5 qm pro Einwohner 2015 angestiegen (siehe Abb. 1). Dieser innere Wohnraumbedarf trägt somit erheblich zum Wohnungsmangel in der Region München bei.
Ein Rechenbeispiel: Es gibt in der Region München aktuell rund 1,4 Mio. Wohnungen, die mit durchschnittlich 2,0 Personen belegt sind. Würde in jeder dieser Wohnungen rein rechnerisch nur eine halbe Person mehr leben, wie kurz nach den Olymischen Spiele, könnte man auf einen Schlag 700.000 Menschen mehr unterbringen. Doch der Strukturwandel der Haushalte ist nicht aufzuhalten. Die Frauen bekommen weniger Kinder als in den 50er und 60er Jahren und die Menschen werden älter und wohnen dann oft nur noch alleine in der einstigen Familienwohnung.
Es muss also mehr gebaut werden, v.a. bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener. 2015 wurden in der Region München rund 12.500 neue Wohnungen gebaut. Noch einmal zum Vergleich: der Bevölkerungszuwachs lag 2015 bei rund 44.000 Einwohnern. Bei einer durchschnittlichen Wohnungsbelegung (Einwohner pro Wohnung) von zwei Personen pro Wohnung müssten rein rechnerisch 20.000 Menschen kein Dach über dem Kopf haben.
Von den neuen Wohnungen ist seit 2005 etwa die eine Hälfte in der Stadt München und die andere Hälfte im Umland, also in den acht Landkreisen der Region München, entstanden. Am wenigsten gebaut (Fertigstellungen pro 1.000 Einwohner) wurde 2015 im Landkreis Starnberg (2,6 Fertigstellungen je 1.000 Einwohner). Aber auch in der Landeshauptstadt entstehen zur Zeit im Vergleich zum Umland zu wenige Wohnungen (LH München: 4,0; Umland: 4,8 Fertigstellungen je 1.000 Einwohner im Jahr 2015).
* Bis 1994 wurden nur Wohnungen und Wohnflächen in Wohngebäuden ausgewiesen. Erst ab 1995 liegen die Daten für Wohnungen und Flächen in Wohn- und Nichtwohngebäuden (z.B. Hausmeisterwohnung, Betriebsleiterwohnung) vor.
Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik
Bis 2035 sollen laut der Prognose des Bayerischen Landesamts für Statistik weitere 400.000 Einwohner dazu kommen. Nötig sind dafür bei einer Wohnungsbelegung von durchschnittlich zwei Einwohnern pro Wohnung also mindestens 200.000 Wohnungen. Das bedeutet jährlich durchschnittlich 10.000 plus zusätzliche 3.000, um den weiteren Strukturwandel der Haushalte abzudecken sowie als Ersatz für wegfallende Wohnungen. Da jedoch 80 % des Bevölkerungsanstiegs in den Jahren 2017 bis 2025 erfolgen sollen, müssten in diesem Zeitraum rund 20.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, wenn die jetzige Wohnraumversorgung aufrechterhalten werden soll.
Natürlich passen sich die Menschen auch an. In der Stadt München z.B. ist die Wohnungsbelegung – gegen den allgemeinen Trend – von 1,75 im Jahr 2005 auf 1,86 im Jahr 2015 gestiegen und auch der Anteil der Einpersonenhaushalte hat sich in der Landeshauptstadt seit Mitte der 80er Jahre nicht erhöht (rund 50 %). Angesichts des Wohnraummangels und der hohen Mietpreise gründen sich vermehrt Wohngemeinschaften.