In der erstmaligen Beilage "Kreisdaten Schulen" zu den "Kreisdaten - Ausführliche Datengrundlagen 2015" setzen wir uns mit dem Thema Schülerentwicklung in der Region München auseinander.
Weitere Daten zur Entwicklung in den Landkreisen der Region München sowie zur Landeshauptstadt München finden Sie unter Kreisdaten.
Schülerentwicklung in der Region München
Seit 2005 ist die Bevölkerung in der Region München um rund 300.000 Einwohner gewachsen. Für 2035 prognostiziert das Bayerische Landesamt für Statistik einen weiteren Zuwachs um 400.000 auf 3,24 Mio. Einwohner. Vor allem junge Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren kommen in die Region München, um eine Ausbildung zu machen, zu studieren oder den ersten Job anzutreten. Viele gründen hier eine Familie. Wegen des starken Zuzugs wird es in der Region München im Vergleich zu allen anderen Regionen in Bayern in den folgenden Jahren fast flächendeckend zu einem weiteren Anstieg der Schülerzahlen an den weiterführenden Schulen kommen.
Seit über zehn Jahren arbeitet der PV mit festen Kooperationspartnern im Bereich der Schulbedarfsplanung für die Landkreise der Region München. Durch schulpolitische Beschlüsse ergeben sich immer wieder geänderte Rahmenbedingungen und räumliche Anforderungen für die bestehende Schullandschaft. Auch das Bildungsverhalten hat sich geändert.
In den 1950er Jahren besuchten noch rund zwei Drittel der bayerischen Schüler der 8. Jahrgangsstufe die Hauptschule (heutige Mittelschule). Seither wächst der Anteil der Realschüler und Gymnasiasten kontinuierlich. Zeitgleich und ausgelöst durch die Einführung von G8 (2003/04) und R6 (2004/05) kam es zu einem erneuten Anstieg der Schülerzahlen an den Realschulen und Gymnasien, so dass im Schuljahr 2015/16 bereits weniger als ein Drittel der bayerischen Achtklässler die Mittelschule besuchten. Der hohe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund an den zugewanderten Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren führt aktuell jedoch wieder zu einem Anstieg des Besuchs der Mittelschulen.
Auch die stark gestiegene Nachfrage nach FOS und BOS-Schulangeboten verdeutlicht den erheblichen Einfluss schulpolitischer Entscheidungen. Seit 2000 nahm die Zahl der FOS-Schüler in Bayern um rund 75 % zu. Die Wiedereinführung des G9 ab dem Schuljahr 2018/19 könnte diesen Trend beeinflussen. Mit dem G9 kann sich die Übertrittsquote auf die Gymnasien wieder erhöhen, was sich dann auch auf die Besuchszahlen an den beruflichen Oberschulen auswirkt.
Mehr Abiturienten in allen Landkreisen
Der Anteil der Abiturienten im Vergleich zu den anderen Schulabgängern ist seit 2005 in allen acht Landkreisen der Region München und der Landeshauptstadt München angestiegen. Stark zurückgegangen ist dagegen – auch regionsweit – die Zahl der Schüler, die einen Abschluss an der Mittelschule machen.
Der Anteil der Realschüler mit mittlerer Reife fällt hingegen regionsweit unterschiedlich aus. In den Landkreisen Ebersberg, Erding, Fürstenfeldbruck, Freising, Landsberg am Lech und Starnberg ist der Anteil der Realschüler mit mittlerer Reife gestiegen, während er in den Landkreisen Dachau und München sowie der Landeshauptstadt München leicht gesunken ist (siehe Abbildungen).
Trotz des allgemeinen Trends zur Höherqualifizierung unterschieden sich die Anteile der Abiturienten stark in den einzelnen Landkreisen. Im Landkreis München machen über die Hälfte aller Schüler Abitur (50,7 %) und im Landkreis Starnberg sind es mit 42,8 % noch überdurchschnittlich viele (Region: 35,8 %).
Mehr Kooperationen über Verwaltungsgrenzen hinweg
Laut aktuellem Demografiebericht der Stadt München werden bis 2035 ein Viertel mehr Kinder im Alter von zehn bis 15 Jahren in München leben als heute. Für sie müssen fast 17.000 neue Schulplätze geschaffen werden. Mit der Schulbauoffensive will die Stadt rund 25 Grundschulen neu errichten, dazu zwei Mittelschulen, drei sonderpädagogische Förderzentren, fünf Realschulen, sieben Gymnasien und vier berufliche Schulzentren. Darin ist der Raumbedarf im Jahr 2025/26, der durch das G9 entsteht, noch nicht enthalten.
Diese Entwicklungen machen an der Stadtgrenze nicht halt. Der aktuelle Schulbedarfsplan für den Landkreis München bestätigt das langfristige Potenzial für mindestens vier zusätzliche weiterführende Schulen. Rund 1.700 Realschüler und 4.000 Gymnasiasten werden dort bis 2035 erwartet. Der Landkreis München ist mit seiner hohen Zahl an Abiturienten von der Wiedereinführung des G9 besonders betroffen.
Auch die stark wachsenden Landkreise Dachau und Ebersberg müssen ihr Schulangebot, vor allem in den Verflechtungsbereichen mit der Stadt München, deutlich ausbauen. Im Nachbarschaftsdialog mit der Stadt München wird in der
Nähe des S-Bahnhofs in Karlsfeld ein Gymnasium errichtet. Ein Gymnasium in Poing wird im Landkreis Ebersberg derzeit diskutiert.
Die westlichen Landkreise der Region München, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech und Starnberg, sind sehr unterschiedlich strukturiert, aber eng verflochten über die bestehende Schullandschaft. Schüler aus dem nördlichen Landkreis Starnberg gehen auch im Landkreis Fürstenfeldbruck zur Schule. Das würde sich mit dem bereits 2013 vom Kultusministerium genehmigten Bau eines Gymnasiums in Herrsching ändern. Die Landkreise Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech wachsen vor allem im Osten. Im ländlichen Raum müssen sie langfristig mit stagnierenden und rückläufigen Schülerzahlen rechnen.
Die Landkreise Freising und Erding haben in ihren ländlich geprägten Räumen eher geringere Abiturientenquoten, jedoch eine hohe Anzahl von Realschulabsolventen. Wegen des starken Anstiegs der Schülerzahlen an den Realschulen im Landkreis Freising entsteht dort derzeit ein Neubau. Im Sommer 2018 soll die Realschule II in Freising fertig sein. Der PV arbeitet aktuell für den Landkreis Freising an einem städtebaulichen Rahmenplan für einen Campus mit Berufsschule, FOS und Wirtschaftsschule.
Der Zuzug richtet sich nicht nach Stadt- oder Landkreisgrenzen, sondern verteilt sich auf die gesamte Region München. Die Schülerströme richten sich nach den Angeboten und gehen über Verwaltungsgrenzen hinweg. Deshalb sollten die Stadt München und die Landkreise bei der künftigen Schulentwicklungsplanung auf Kooperationen setzen. Der Nachbarschaftsdialog zwischen der Stadt München und den umliegenden Kommunen ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Denn z. B. für die Schüler im Münchner Nordosten wird das Gymnasium in Unterföhring näher und attraktiver sein als ein mögliches neues Gymnasium auf Münchner Flur.