Am Schießhallenplatz westlich der Altstadt beabsichtigt die Stadt Dorfen im Rahmen des kommunalen Förderprogramms zur Schaffung von Mietwohnraum (KommWFP) ein vierstöckiges Wohngebäude zu errichten. Auf dem stadteigenen, ca. 1.150 m² großen Grundstück sollen kostengünstige Wohnungen mit hoher Qualität entstehen. Wichtiger Bestandteil des Projekts ist eine ambulant betreute Wohngruppe für ältere Bewohner. Die Stadt Dorfen hält sich außerdem noch die Option einer Tagespflege in dem Gebäude offen. Das bisher auf dem Grundstück stehende Gemeindehaus von 1947 kann aufgrund der schlechten Bausubstanz nicht erhalten werden.
Anforderungen
Im neuen Gebäude sollen im Erdgeschoss zehn Appartements für eine ambulant betreute Senioren-Wohngruppe entstehen. Träger der Einrichtung wird das Marienstift Dorfen sein. In den Obergeschossen wünscht sich der Stadtrat eine Mischung von Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen unter anderem für städtische Angestellte. Außerdem überlegt die Stadt in dem neuen Gebäude auch eine Tagespflege mit bis zu 15 Plätzen anzubieten. Da über die Umsetzung noch nicht endgültig entschieden ist, plant die Stadt alternativ zur Tagespflege auch eine Lösung mit Wohnungen.
Das gesamte Gebäude und der Freibereich werden barrierefrei geplant, so dass in allen Wohnungen, in der Wohngruppe, der Tagespflege, auf den Terrassen, den Loggien und im Garten Barrierefreiheit entsprechend der DIN 18040-2 erreicht wird.
Das Gebäude soll außerdem der besonderen Lage zwischen einer der Hauptzufahrtsstraßen in die Altstadt und dem unmittelbar angrenzenden Stadtpark gerecht werden. Südlich des Planungsgebiets liegt derzeit noch der städtische Bauhof. Die Stadt plant langfristig auch die Verlagerung des Bauhofs und eine städtebauliche Neuordnung der freiwerdenden Flächen. Dies galt es bei den städtebaulichen Überlegungen für das Planungsgebiet mit zu berücksichtigen.
Vorgehensweise
Nach Beratung durch den PV und die Regierung von Oberbayern entschloss sich die Stadt Dorfen dazu, im Rahmen des Vergabeverfahrens von maximal fünf Bewerbern Lösungsvorschläge erarbeiten zu lassen. Jeden Lösungsvorschlag honorierte die Stadt mit 9.500 Euro. Das Projekt wurde von April bis Mai 2020 europaweit ausgeschrieben; fünf Teilnehmer wurden für das weitere Verfahren ausgewählt.
Zusammen mit der Regierung von Oberbayern und dem PV hat die Stadt Dorfen im Februar 2020 eine genaue Aufgabenbeschreibung für das Vorhaben erarbeitet. Auf dieser Grundlage planten die ausgewählten Teilnehmer von Mitte Mai bis Ende Juni 2020 ihre Lösungsvorschläge.
Nachdem der PV die fünf Arbeiten anonymisiert und geprüft hatte, traf sich Anfang Juli 2020 das Bewertungsgremium. Dem Gremium gehörten neben dem ersten Bürgermeister und den Stadträten auch eine Vertreterin der Regierung von Oberbayern, ein unabhängiger Architekt sowie die Heimleitung des Marienstifts an. Nach intensiver Diskussion entschloss sich das Bewertungsgremium dazu, drei Lösungsvorschläge auf Rang 2 zu setzen und mit diesen drei Büros in eine Überarbeitungsphase zu starten. Für die Überarbeitung zahlte die Stadt Dorfen in Abstimmung mit der Regierung von Oberbayern als Förderbehörde nochmals ein Honorar von 3.500 Euro je Büro.
Im September 2020 wurden die überarbeiteten Lösungsvorschläge dann in einer 2. Sitzung des Bewertungsgremiums nochmals intensiv diskutiert. Unter den nun deutlich verbesserten Entwürfen konnten dann der Siegerentwurf und der zweite und dritte Rang beschlossen werden. Dabei setzte das Bewertungsgremium den Entwurf des Büros prpm Architekten + Stadtplaner, München auf den 1. Rang.
Bewertung des Siegerentwurfs
- Der Entwurf überzeugt durch einen erst dem Schießhallenplatz, dann der Isener Straße folgenden prismatischen Baukörper mit leicht geneigtem, asymmetrischem Dach. Die städtebauliche Setzung des Gebäudes erscheint sehr schlüssig und ermöglicht einen geschützten, hochwertigen Garten mit Orientierung zum Stadtpark.
- Die Stellplätze sind zusammen mit den Fahrradstellplätzen und dem Müllraum sehr schlüssig alle im Süden angeordnet.
- Die Fußwegeverbindung zwischen dem neuen Gebäude und den öffentlichen Parkplätzen an der Isener Straße ist ausreichend breit und wird sehr positiv gesehen.
- Die Organisation der Wohngruppe ist überzeugend. Der große Gemeinschaftsbereich ist sehr gut geschnitten; alle Funktionen können gut untergebracht werden. Das Gästezimmer befindet sich zusätzlich zu den zehn Appartements im EG; es sollte allerdings zumindest noch mit einer Waschgelegenheit ausgestattet werden.
- Die Grundrisse der mittig erschlossenen Wohnungen sind weitgehend funktional. Sehr positiv gesehen werden die Loggien, die eine höhere Aufenthaltsqualität bieten als offene Balkone.
- Nicht überzeugen kann die vorgeschlagene Treppe ins 1. OG, durch deren Lage auch der grundsätzlich gut gelegene und geschnittene Gemeinschaftsraum zu wenig Licht bekommt. Die Gestaltung der Flure könnte differenzierter sein.
- Die Tagespflege erscheint in der vorgeschlagenen Form mit der eingezogenen Dachterrasse gut umsetzbar.
Nach dem erfolgreichen Verhandlungsgespräch am 10. September 2020, beschloss der Dorfener Stadtrat Anfang Oktober, den Auftrag an das Büro prpm Architekten + Stadtplaner, München zu vergeben.
