PV-Anlagen Langenpreising

Potenzialanalyse Dachflächen & Standortkonzept Freiflächen


 März 2022 bis Februar 2023

Die Gemeinde Langenpreising im Landkreis Erding will sich ihrer Verantwortung im Klimaschutz stellen und ihren Ökostromanteil erhöhen. Weil das Gebiet mit mehr Sonnenstunden gesegnet ist, als es dem deutschen Mittelwert entspricht, liegt der Fokus auf dem Ausbau der Photovoltaik (PV).

Um das Potenzial vor Ort auszumachen und geeignete Flächen zu finden, beauftragte die Gemeinde den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) mit einem Standortkonzept für PV-Freiflächenanlagen sowie mit einer Potenzialanalyse für PV-Anlagen auf Dächern. Letztgenannte Analyse führte der Planungsverband München erstmalig für eine seiner Mitgliedsgemeinden durch.

Langenpreisings selbst gestecktes Ziel

Langenpreising möchte bis 2030 16 Megawatt Peak (MWp) installierte Leistung durch Solarenergie erzeugen. Im Jahr 2020 betrug der gesamte Stromverbrauch in der Gemeinde 5.919 Megawattstunden (MWh). Eine PV-Anlage mit einer Spitzenleistung von 16 MWp produziert pro Jahr etwa 16.000 bis 18.000 MWh – die dreifache Menge an elektrischer Energie, die der Ort für sich selbst benötigt. Um das Landschaftsbild zu wahren, Flächen mit Erholungsfunktion sowie Schutzgebiete zu schonen und die Versiegelung von Flächen möglichst zu vermeiden, hat die Gemeinde zwei Anliegen:

  • Potenziale auf Dachflächen sollen effizient genutzt werden, um den Bedarf für PV-Freiflächenanlagen zu reduzieren und Flächen für die Nahrungsmittelproduktion zu sichern.
  • PV-Freiflächenanlagen sollen vorzugsweise auf gut erschlossenen und bereits vorbelasteten Standorten entstehen, beispielsweise entlang von Infrastruktureinrichtungen, wie Verkehrswegen oder Energieleitungen.

Welche Dächer eignen sich?

Für die Potenzialanalyse für Photovoltaikanlagen auf Dächern analysierten die Planerinnen und Planer alle Dachflächen im gesamten Gemeindegebiet. Welche Dächer sind geeignet, welche weniger?

Diese Informationen liefern nun Karten, die jedes Gebäude der Gemeinde abbilden. In welchem Grad eine Dachfläche für eine PV-Anlage geeignet ist, zeigt sich durch die farbliche Darstellung, die wiederum einem bestimmten Neigungswinkel und Ausrichtung des Dachs zugeordnet ist. Insgesamt kommt Langenpreising auf 3.260 Dachflächen, die potenziell für PV-Anlagen geeignet sind. Das entspricht über 18 Hektar. Zum Vergleich: Das entspricht einer Fläche von 25 Fußballfeldern und 0,6 % der Gesamtfläche Langenpreisings.

Allerdings weisen die PV-Planer auch auf Schwächen der Potenzialanalyse hin: Auf den Luftbildern, die zur Analyse herangezogen wurden, waren Dachfenster nicht immer von bereits installierten PV-Anlagen unterscheidbar. Auch Dachflächen, die sich aufgrund von Schornsteinen oder Lüftungen bzw. Dachaufbauten nicht für PV-Anlagen eignen, sind als geeignete Fläche in die Bilanz miteingeflossen. Dagegen sind Vordächer noch überhaupt nicht berücksichtigt worden. Gerade auf landwirtschaftlichen Gebäuden können diese sich für Photovoltaik anbieten.

Wie gingen die Experten vor?

Um geeignete Standorte für PV-Freiflächenanlagen im Gemeindegebiet zu finden, gingen die Planerinnen in drei Schritten vor:

  1. Zunächst kennzeichneten sie Flächen mit Ausschlusskriterien beispielsweise Schutzgebiete, Waldflächen und weit einsehbare Kuppenlagen.
  2. Dann ermittelten sie Bereiche, die mit Restriktionen behaftet sind. Darunter fallen etwa Flächen, die für den Natur- und Bodenschutz relevant sind.
  3. Zuletzt kennzeichneten sie die Abstandsflächen zu schutzbedürftigen Bereichen.

Ergebnis: Flächen nur beschränkt geeignet

In seinem Standortkonzept kommt der PV zu dem Schluss, dass keine Fläche uneingeschränkt für PV-Freiflächenphotovoltaik geeignet ist. Dennoch zieht Planerin Christine Kneucker zwei Bereiche als mögliche Standorte näher in Betracht. (Siehe eingekreiste Bereiche Luftbild rechts)

Bereich 1 befindet sich nördlich und südlich der Autobahn und ist damit bereits vorbelastet. Zu den vorhandenen Restriktionen zählen nicht intakte Moorböden sowie der regionale Grünzug. Zusätzlich ist eine artenschutzrechtliche Untersuchung nötig.

Im Bereich 2 – im Nordosten des Gemeindegebiets – liegen Böden mit besonders guter Bodenqualität, was ihn zunächst als Standort ausschließt. Allerdings kommt das Kriterium nicht zum Tragen, da die Flächen regelmäßig vernässt und somit für die Landwirtschaft nicht nutzbar sind. Außerdem handelt es sich um ein Wiesenbrütergebiet, was auch hier eine naturschutzfachliche Bewertung erfordert.

Besonderheit: BauGB-Novelle

Gemäß der Novelle des Baugesetzbuchs (BauGB) vom 1. Januar 2023 müssen Kommunen entlang von Autobahnen und zweigleisigen Bahnstrecken innerhalb eines 200 Meter breiten Korridors keine Bauleitpläne mehr für PV-Freiflächenanlagen erstellt werden. Die Flächen sind für PV-Anlagen privilegiert. Die Gemeinde möchte trotz der geänderten rechtlichen Voraussetzungen an ihrem Konzept festhalten. Sollten also Bauanträge für die privilegierte Fläche eingehen, ist es der Gemeinde dennoch möglich, Standort und Umfang der PV-Freiflächenanlagen zu beeinflussen.

Wie geht's weiter?

Trotz der Schwierigkeiten bei der Standortsuche für PV-Freiflächenanlagen: Langenpreising kann sein selbst gestecktes Ziel von 16 MWp installierter Leistung über Solarenergie erreichen. Knapp 60 Hektar Fläche kommen in Frage. Die beiden zur Diskussion stehenden Bereiche eignen sich zum einen aus wirtschaftlicher Sicht, da Einspeisepunkte in unmittelbarer Nähe vorhanden sind. Zum anderen gelten sie gemäß Landes- und Regionalplanung für PV-Freiflächenanlagen als besonders geeignet. Da jedoch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) den Bereich 2 als wertvollen Lebensraum für Kiebitz, Brachvogel und Co. einstuft, bevorzugt die Gemeinde den Bereich 1 als möglichen Standort für PV-Anlagen. Die 16 MWp können auch allein im Bereich 1 installiert werden.

Zusätzlich gibt es ein ungenutztes Potenzial von 18 Hektar Dachflächen für PV-Anlagen – das ergab die Potenzialanalyse. Der Gemeinderat möchte auf Grundlage dieser Ergebnisse mit den Eigentümern in Kontakt treten.