Wie hoch ist die Kaufkraft der Menschen in der Planungsregion München (14) und den umliegenden Landkreisen? Eine Frage, die sich nicht pauschal für das gesamte Gebiet beantwortet lässt. Neben dem Pro-Kopf-Einkommen spielen vor allem Lebenshaltungskosten eine entscheidende Rolle. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) vergleicht die Berechnungen desInstituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zu Einkommens- und Preisdaten mit den durch das Forschungsinstitut empirica erhobenen Kauf- und Mietpreisen. Dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede im Wirtschaftsraum München.
Wohnkosten und Einkommen: Wirtschaftsraum München in den Top 10
Je nachdem, wo in der Bundesrepublik gewohnt und eingekauft wird, variieren die Lebenshaltungskosten und weichen zum Teil stark vom deutschen Durchschnitt ab. Das macht der regionale Preisindex sichtbar, den das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Juli 2023 gemeinsam mit dem IW für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte errechnet hat.
Wie hoch ist die Kaufkraft, wenn man die regionalen Lebenshaltungskosten mitberücksichtigt? Dafür zog das IW den regionalen Preisindex und das „verfügbare Einkommen je Einwohner“ heran. Beide Werte erhebt das Statistische Bundesamt jährlich für jede Kommune (Landkreise und kreisfreie Städte). Das verfügbare Einkommen wird auch Kaufkraft genannt und meint das Budget, das die Menschen pro Jahr für Konsum- bzw. Sparzwecke zur Verfügung haben – nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben, aber unter Berücksichtigung sozialer Geldleistungen. Die Menge und Qualität der Dinge und Leistungen, die Menschen mit ihrem Einkommen kaufen können, hängen vom Preisniveau und von der Inflation ab. Die „reale“ Kaufkraft kann sich also über die Zeit und zwischen Regionen unterscheiden, selbst wenn das Einkommen auf dem Papier gleich hoch ist. So bekam man für 1.000 Euro im Jahr 2010 deutlich mehr als heute.
Wohnkosten entscheidend
Das IW stellte fest, dass regionale Unterschiede im verfügbaren Einkommen, und damit in der „realen“ Kaufkraft, hauptsächlich von der Höhe der Wohnkosten abhängen: Setzt man den deutschen Durchschnitt gleich hundert, dann liegt die Schwankungsbreite der kommunalen Preisniveaus ohne Beachtung der Wohnkosten lediglich zwischen 98,3 und 104,2. Inklusive der Wohnkosten reichte die Spanne 2022 von 90,4 im Vogtlandkreis bis hin zu 124,4 in der Landeshauptstadt München.
Unter den Top-10-Kommunen mit den höchsten Lebenshaltungskosten (Preisniveau) befinden sich aufgrund der hohen Kauf- und Mietpreise für Wohnungen fünf aus dem Wirtschaftsraum München: Die Landeshauptstadt München sowie die Landkreise München, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Ebersberg. Allerdings erhalten die Menschen im südlichen Oberbayern auch die höchsten Einkommen.
Spitzenreiter Starnberg
Top-Einkommen
Das bundesweit höchste Einkommen verzeichnete 2022 der Landkreis Starnberg mit 40.205 Euro pro Kopf. Das Schlusslicht bildete die Stadt Gelsenkirchen mit weniger als der Hälfte, nämlich 18.522 Euro. Beachtet man allerdings die regionalen Unterschiede in den Preisniveaus, dann befanden sich 2022 in den Top 10 des „realen“ Pro-Kopf-Einkommens lediglich drei Landkreise aus dem Wirtschaftsraum München: Starnberg, Miesbach und München. Einige Landkreise wie Fürstenfeldbruck, Dachau oder Freising schnitten im bundesweiten Vergleich nur mittelmäßig ab.
Reale Kaufkraft
Wo können sich die Menschen am meisten leisten? Wo am meisten sparen? Den deutschen Spitzenwert in der realen Kaufkraft erzielt erneut der Landkreis Starnberg mit 35.392 Euro. Und das trotz eines „Verlusts“ von fast 5.000 Euro durch hohe Lebenshaltungskosten. Etwas kleiner fällt der Unterschied zwischen dem verfügbaren Einkommen und seiner realen Kaufkraft in der Stadt Gelsenkirchen aus. Hier stand jeder Person „real“ 19.621 Euro zur Verfügung – und damit gemessen am Bundesschnitt aufgrund geringerer Lebenshaltungskosten sogar gut 1.000 Euro mehr Kaufkraft.
Anmerkung
Die oben dargestellten Karten zeigen die räumliche Verteilung des verfügbaren und preisbereinigten, realen Einkommens. Zu erkennen ist, dass vor allem in der Stadt und im Landkreis München sowie im Nord- und Südwesten des Wirtschaftsraums Münchens größere Unterschiede zwischen diesen beiden Werten bestehen. Um übersichtliche Grafiken zu präsentieren, stellen wir in den Balkendiagrammen lediglich die Landeshauptstadt München und Landkreise der Planungsregion München (14) dar.
Fokus Planungsregion München
Wie viel müssen die Bürgerinnen und Bürger im Schnitt fürs Wohnen ausgeben? Und wie wirkt sich das auf ihre reale Kaufkraft aus? Wir haben die Einkommensdaten und den regionalen Preisindex mit den Kauf- und Mietpreisen für das Jahr 2022 in der Planungsregion München (14) verglichen.

Kaufen & Mieten: Stadt München führend
Das Ergebnis: Aufgrund der besonders hohen Kauf- und Mietpreise für eine Wohnung verlieren vor allem die Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt München einen großen Teil ihrer Kaufkraft. Nirgends in der Region war 2022 die Differenz zwischen dem verfügbaren und dem realen Einkommen mit knapp 7.000 Euro höher als dort. Ein Quadratmeter einer inserierten klassischen 70-Quadratmeter-Wohnung kostete im 4. Quartal 2022 mit knapp 8.600 Euro in der Landeshauptstadt mit Abstand am meisten.

Hinsichtlich der Mieten war 2022 wieder die Stadt München Spitzenreiter. So gab eine Person mit einem verfügbaren Einkommen von 35.467 Euro 30,5 Prozent für das Wohnen aus (errechnet anhand der im Zensus 2022 festgestellten durchschnittlichen Miete für 70 Quadratmeter Wohnfläche). Einen höheren Anteil ihres verfügbaren Einkommens mussten in der Planungsregion München ausschließlich die Menschen im Landkreis Freising mit 30,8 Prozent zahlen. Dort war für eine vergleichbare Wohnung durchschnittlich „lediglich“ 8.526 Euro Jahresmiete fällig, es stand aber nur ein Einkommen in Höhe von 27.682 Euro zur Verfügung.
Mieten: Landkreis Miesbach im Vorteil
Das günstigste Verhältnis von verfügbarem Einkommen zur durchschnittlichen Jahresmiete hatten die Menschen im Landkreis Miesbach. Hier wurde 2022 im Durchschnitt nur etwa ein Fünftel des Nominaleinkommens für die Miete einer 70-Quadratmeter-Wohnung ausgegeben.
Anmerkung
Das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen ist nicht mit dem Haushaltseinkommen gleichzusetzen. Gerade Haushalte mit mehreren Einkommensempfängern (zum Beispiel ein Paar mit zwei arbeitenden Personen) können über eine ungleich höhere Kaufkraft verfügen und müssen auch einen entsprechend geringeren Anteil ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben. Auch ist der Preis nicht das einzige Merkmal einer Wohnung. Die Wohn- und Umgebungsqualität relativiert ihren subjektiven „wahren“ Wert.