Kurzberichte & Diskussion: Was gibt es Neues aus den Landkreisen?

In Form eines Podiums stellten die jeweiligen Vertreter vor, was es aus den Landkreisen zu berichten gibt – in Sachen Radschnellverbindungen aber auch sonstige Aktivitäten zum Radverkehr allgemein. Unter der Moderation von Birgit Kastrup, Mobilitätsexpertin im PV, ging es im Uhrzeigersinn durch die Region beginnend im Nordosten.


Befragt nach den Herausforderungen in der Praxis führten die Experten Faktoren wie den Grunderwerb bzw. fehlende Flächen sowie die mangelnde Erfahrung bei den Förderanträgen an. Schwierig seien auch die deutlichen Unterschiede von Machbarkeitsuntersuchungen und Planungen. Die Ausarbeitung von zwei Trassen und ein möglicher Switch auf eine andere Variante wäre aber von Vorteil. Die Experten forderten auch eine übergeordnete Stelle, die alles aus einer Hand koordiniere.

Landkreis Dachau

Florian Haas, Referent für Kreisentwicklung beim Landratsamt Dachau, betonte die gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Stadt München, der Stadt Dachau, der Gemeinde Karlsfeld und dem Planungsbüro PGV-Alrutz GbR. Bereits im Sommer 2019 holten sie die Meinung der Bürger ein und übergaben dem Büro bereits eine Vielzahl von Ideen für eine Route Richtung Dachau. Aus den beiden Vorzugstrassen wird dann eine Best-Variante gewählt. Haas sprach dabei von einem „Spagat“ zwischen hohen Nutzerzahlen vs. den hohen Nutzungskonkurrenzen für Flächen, die es zu lösen gelte.

Des Weiteren prüfe der Landkreis zusätzliche Radschnellverbindungen aber auch gute Radwegeverbindungen. In Sachen Radverkehr liege ein Konzept vor, das bereits mit dem Vorstellen der Beschilderung finale Züge habe.

Landkreis München

Im Landkreis München geht es zum einen um den Pilotkorridor nach Garching. Dominik Lypp, Leiter Mobilitätsplanung im Landratsamt München, schilderte hier Probleme mit der gefundenen Trasse; man prüfe eine Alternativroute entlang des Schleißheimer Kanals (Planung im Landkreis München vergleiche Vortrag Tanja Schiebel, Staatliches Bauamt München). Aktuell lasse der Landkreis in einer neuen Studie das Nutzerpotenzial der Strecke bestimmen. Die Gutachter seien sich nicht sicher, ob es zwischen 3.500 oder 1.200 Radfahrende pro Tag liege. Lypp rechne mit einem „generellen Go“ von Seiten der Behörden, wenn die Anzahl der landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf dieser Route im Rahmen blieben. Zum anderen arbeite der Landkreis an drei weiteren Trassen mit der Landeshauptstadt München und zwar Richtung Oberhaching, Markt Schwaben (im Landkreis München bis Kirchheim) und Starnberg (im Landkreis München bis Planegg).

Schließlich beschäftige man sich noch mit einer schnellen Radtangente  von Oberschleißheim über Garching, Ismaning nach Haar sowie mit einem schnellen Radweg von Oberhaching nach Sauerlach, der bereits in Betrieb ist. Dieses Jahr versuche der Landkreis München, die Strecke von Oberhaching bis zur Landeshauptstadt fertigzustellen. Ein schneller Radweg „liegt eine Stufe unter dem Radschnellweg“.

Landkreis Freising

Andreas Kämper, Sachgebietsleiter Tiefbauamt am Landratsamt Freising, stellte die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung der Route Garching – Freising vor. Die Studie untersuchte, ob eine mögliche Trasse am besten östlich oder westlich der Isar verlaufen solle. Die ehemalige B11 wäre dabei die beste Route. Hier gebe es nun zwei Möglichkeiten: einmal die Nutzung des Deichverteidigungsweges mit Kosten von 11 Millionen Euro im Vergleich zu einer separaten, neu zu bauenden Straße an der Staatsstraße mit 15 Millionen Euro. Kämper bevorzuge den Deichverteidigungsweg, es gebe da allerdings von rechtlicher Seite aus noch Klärungsbedarf mit den Genehmigungsinstitutionen. Zwischen Freising und Garching existieren allerdings schon viele Radwege.

Des Weiteren fördere der Landkreis Freising den Radverkehr mit 2,5 Millionen Euro, um die Netze zu verbessern und auszubauen. Und ein Radverkehrskonzept sei bereits seit 2012 vorhanden.

Markt Schwaben (Landkreis Ebersberg)

Augustinus Meusel, Regionalmanager im Landratsamt Ebersberg, erläuterte die Trassenführung vom Abschnitt Kirchheim über Poing Richtung Markt Schwaben. Der Landkreis Ebersberg sei zu einem späteren Zeitpunkt optional in das Projekt eingestiegen; die Machbarkeitsstudie liege Mitte dieses Jahres vor. Insgesamt gebe es im Landkreis keine größeren Probleme, da die Hauptverbindung Poing – Markt Schwaben nördlich der Bahnlinie auf einer für den Allgemeinverkehr gesperrten, asphaltierten (Anlieger)Straße verlaufe. Lediglich in Poing lasse sich nur eine Trasse in Form eines gegenläufigen Radweges realisieren, da die Straßenbreite nicht ausreiche und eine Alternativroute ein zu großer Umweg wäre.

Weitere Projekte im Landkreis Ebersberg sind die Zertifizierung als fahrradfreundliche Kommune (AGFK) und ein Katalog von etwa 30 definierten Streckenabschnitten, bei denen bis 2030 Radwege straßenbegleitend gebaut werden.

Landkreis Starnberg

Der Landkreis Starnberg ist gemeinsam mit dem Landkreis München und der Landeshauptstadt München an einer vertieften Machbarkeitsstudie beteiligt, und zwar konkret für den Abschnitt Krailling bis in die Stadt Starnberg, erläuterte Dr. Monika Schwarzhuber, Radverkehrsbeauftragte im Landratsamt Starnberg. Aus den ermittelten Vorzugsvarianten wird dann die Best-Variante gewählt. Der Landkreis Starnberg habe neben der Öffentlichkeit auch die Verwaltung beteiligt. In Gauting fand in 2019 eine Bürgerbeteiligung statt. Das zuständige Planungsbüro habe die von den Bürgerinnen und Bürgern vorgeschlagenen Strecken abgefahren und bewertet. Es sind genau die Strecken gewesen, die gut abgeschnitten hätten. Im November 2019 organisierte der Landkreis dann eine Beteiligung mit Vertretern der Fachstellen wie ADFC, VCD, Bund Naturschutz, dem Staatlichen Bauamt und der Politik. So habe man laut Schwarzhuber „auf einen Schlag alles klären können“.

Weiter entwickle man das Landkreiskonzept zum Alltagsradverkehr weiter, und baue inzwischen auch Radwege neu. Zudem wolle der Landkreis das MVG-Rad einführen und die Rezertifizierung als fahrradfreundlicher Landkreis stehe aus.

Landkreis Fürstenfeldbruck

Anfangs wollte der Landkreis Fürstenfeldbruck keinen Radschnellweg, informierte Sebastian Klaß, Radverkehrsbeauftragter im Landratsamt Fürstenfeldbruck. Da aber Landkreiskommunen wie etwa die Stadt Fürstenfeldbruck, die Stadt Puchheim und Emmering einen Radschnellweg beim Landkreis stark eingefordert und auch eine eigene Route entworfen hätten, hat der Landkreis dann für den Korridor 13 eine eigenständige Machbarkeitsstudie bei dem gleichen Büro beauftragt, das auch für die Landeshauptstadt plane. Die von den Kommunen vorgeschlagene Route war Grundlage der Machbarkeitsstudie, die seit Juli 2019 läuft. Eine Bürgerbeteiligung förderte weitere Routenvorschläge zu Tage, die das Planungsbüro bewertete. Aktuell gebe es bereits eine Vorzugsvariante.

Der Landkreis Fürstenfeldbruck arbeite ebenfalls an einem Radverkehrskonzept bei dem nun das Beschilderungskonzept fertig sei, sowie an einer Abstellanlagenplanung.