Panel 1: Unsere Landschaft als Strukturgeber – MAKE NO LITTLE PLANS

Wie wir künftig mit dem Prinzip der Homogenität von Wohnen, Gewerbe und Landwirtschaft bei der Planung und alltäglichen Nutzung brechen und das „urbane Denken“ in unseren Köpfen verankern können, diskutierten unter der Moderation von Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann, Professor für Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume, TU München, die Panelteilnehmer Dietmar Narr, Landschaftsarchitekt BDLA und Stadtplaner, NRT NARR . RIST . TÜRK, Norbert Seidl, 1. Bürgermeister der Stadt Puchheim und Dr. Jörg Heiler, Architekt und Stadtplaner BDA, heilergeiger architekten und stadtplaner BDA. (Foto v.l.n.r)

Einig waren sich die Diskutanten über folgende Aspekte: Planungen gesamtheitlich zu betrachten und auf kommunaler Ebene zusammenführen, intensive künftige Zusammenarbeit aller Beteiligten, Konflikte als Potenzial für Lösungen zu nutzen sowie die wirtschaftlichen Aspekte (Lasten und Nutzen) für die beteiligten Gemeinden zu berücksichtigen. Auch stelle sich die Frage, ob das klassische Einfamilienhaus als Idealbild im ländlichen Raum bei dem Siedlungsdruck in der Region überhaupt noch zeitgemäß sei.

Erdings grüner Ring

Der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Dietmar Narr (Foto unten links) schilderte am Beispiel „Erdings grüner Ring“, wie sich das Projekt eines Landschaftsparks erfolgreich umsetzen lässt, der nicht wie konventionelle Parks gestaltet werden sollte. Idee war es, einen Landschaftspark einzurichten und zu strukturieren, der vor allem die landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft erhält und qualifiziert und diese mit den Ansprüchen an den städtischen Raum zusammenbringt. Narr zählte drei Kriterien für eine erfolgreiche Vorgehensweise auf: Erstens eine Politik und Verwaltung vor Ort, die „das Thema besetzt“, die Kommune muss sich selbst damit beschäftigen und es nicht anderen überlassen. Zweitens Leitbilder wie hier der grüne Ring um Erding, der das Stadtgebiet definiert und mit Schwerpunkträumen in der Kulturlandschaft verknüpft, die sich mit dem Planungsinstrument Flächennutzungsplan (FNP) realisieren lassen. Drittens muss definiert werden, was damit erreicht werden will, etwa eine extensive genutzte Wiesenlandschaft, der Übergang in die Landschaft, ein Nutzungsmix von Landwirtschaft, Naturschutz, Freizeit etc.

Ortszentrum Puchheim

Die Stadt Puchheim im Osten des Landkreises Fürstenfeldbruck liegt strategisch gut zur Landeshauptstadt München. Wie alle Städte im Ballungsraum kämpft sie daher mit dem Siedlungsdruck. Zudem kommen spezifische Gegebenheiten aus der Zeit der Industrialisierung hinzu, wie etwa eine ehemalige Müllkippe als Altlast und ein nach dem ersten Weltkrieg aufgegebenes Flugfeld, auf dem sich homogenisierter Siedlungsbrei entwickelte. Dadurch entstanden zwei Pole – einer mit dörflichem Charakter sowie ein hochverdichteter städtischer Raum. Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (Foto Mitte) steht nun vor dem Problem, die Stadt weiterzuentwickeln, d.h. weiteren Wohnraum für zusätzliche Einwohner zu bauen und gleichzeitig den jetzigen Einwohnern die Qualitäten der Landschaft zu bewahren und weiterzuentwickeln. Seidl möchte die Identifikation der Bürger mit Puchheim stärken und plant nun ein Ortszentrum. Er möchte dabei „die Polarität nutzen, um zu spielen“, die Konflikte positiv weiterzuentwickeln, um die unterschiedlichen Kerne Stadt und Dorf zusammenzubringen.

Identifikationsräume und landschaftliches Leitbild

Dr. Heiler (Foto oben rechts) führte an, dass unsere Landschaft von unsere gesellschaftlichen und sozialen Gegebenheiten geprägt würde, die Bürgermeister setzen lediglich Impulse. Wichtig sei es Identifikationsräume zu planen und zu schaffen, d.h. eine großräumige Landschaft, in der sich jeder finden kann. Er intervenierte mit Blick auf Puchheim, es müsse für die diversifizierte Gesellschaft nicht einen zentralen Punkt geben, sondern es sei gerade der Clou von Landschaft, unterschiedliche Ansätze zu bieten. Moderator Schöbel-Rutschmann merkte an, dass sich im Falle von Puchheim auch ein landschaftliches Leitbild anböte. Ob dieses denn eine Rolle spiele? Der Landkreis Fürstenfeldbruck habe sich entschlossen ein Leitbild zu entwickeln, informierte Bürgermeister Seidl. Er möchte auf jeden Fall mit Blick auf Freiham mit der Landeshauptstadt zusammenarbeiten und einen Zwischenraum als gestalterisches Element einbeziehen, quasi Puchheim als Grüngürtel zu München.