VgV-Verfahren mit Lösungsvorschlägen: geförderte Mietwohnungen Wörth


Juli 2017 bis Februar 2018

Die Gemeinde Wörth hat sich von den Vorteilen des kommunalen Förderprogramms des Freistaats Bayern (KommWFP) überzeugen lassen, Mietwohnraum zu schaffen. Sie hat beschlossen, auf einem gemeindeeigenen Grundstück am Südrand des Hauptortes Wörth mit einer Gesamtgröße von rund 1.600 m² selber Wohnungen zu errichten und zu vermieten. Die Gemeinde hat den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) beauftragt, für die Planungen ein Vergabeverfahren (VgV-Verfahren) mit Lösungsvorschlägen durchzuführen. Der Siegerentwurf kam vom Büro HOE Architects in München, das auch auf Beschluss des Gemeinderats den Auftrag für die Planungen erhielt.

Anforderungen

Entstehen sollten ein oder mehrere Gebäude mit Tiefgarage, die kostengünstigen Wohnungsbau mit einer hohen Qualität für die Bewohner verbinden. Ebenfalls sollten sich die Gebäude stark in die benachbarte Einzel- und Doppelhausbebauung integrieren. Eine besondere Herausforderung war zudem die Ortsrandlage im ländlichen Umfeld. Die Gemeinde wollte die Gebäudehöhe auf zwei Geschosse begrenzen und Barrierefreiheit auch im Obergeschoss gewährleisten. Das stellte verstärkte Anforderungen an die wirtschaftliche Erschließung der Wohnung.

Vorgehensweise

Nach Beratung durch den PV und die Regierung von Oberbayern entschloss sich die Gemeinde dazu, im Rahmen des Vergabeverfahrens von drei bis fünf Bewerbern Lösungsvorschläge, besser bekannt als Mehrfachbeauftragung bzw. Plangutachten, erarbeiten zu lassen. Für einen Planungswettbewerb erschien die Aufgabe zu klein. Da die Gemeinde aber unter verschiedenen Ideen für die neuen Wohngebäude auswählen wollte, stellten die Lösungsvorschläge einen guten Mittelweg dar zwischen dem Planungswettbewerb und der Auswahl des Architekten rein nach Referenzen. Jeden Lösungsvorschlag honorierte die Gemeinde mit 8.500 Euro netto.

Zusammen mit der Regierung von Oberbayern und dem PV hat die Gemeinde eine genaue Aufgabenbeschreibung für das Vorhaben erarbeitet. In dieser Phase erfolgten wichtige Weichenstellungen, zum Beispiel zur Frage, ob zwei oder vielleicht auch drei Geschosse am Ortsrand vertretbar sind. Der bereits vorhandene Bebauungsplan konnte daraufhin so frühzeitig an die Entscheidungen angepasst werden, dass der Satzungsbeschluss bereits vor Ende des Vergabeverfahrens gefasst war.

Das Projekt wurde Mitte September 2017 europaweit ausgeschrieben. Ende Oktober 2017 wählte die Gemeinde fünf Bewerber für das weitere Verfahren aus. Die Bearbeitungsphase für die Lösungsvorschläge begann am Anfang November und endete Mitte Dezember 2017.

Preisgerichtssitzung und Auftragsvergabe

Nachdem der PV alle Arbeiten anonymisiert und geprüft hatte, traf sich im Januar 2018 das Bewertungsgremium zur Preisgerichtssitzung. Dem Gremium gehörten neben dem ersten Bürgermeister und den Gemeinderäten auch eine Vertreterin der Regierung von Oberbayern und ein unabhängiger Architekt an. Nach intensiver Diskussion der sehr unterschiedlichen Planungen legte das Gremium die Rangfolge fest. Die Abstimmung über die drei ersten Ränge fiel einstimmig; bei Rang vier und fünf gab es jeweils eine Gegenstimme.

Im Anschluss an die Preisgerichtssitzung hat der PV alle Bewerber zum Verhandlungsgespräch aufgefordert. Aufgrund des eindeutigen Ergebnisses bei der Bewertung der Lösungsvorschläge nahm nur das erstplatzierte Büro am Verhandlungsgespräch im Februar 2018 teil. Nach der überzeugenden Vorstellung von HOE Architects in München beschloss der Gemeinderat Ende Februar 2018, den Auftrag an das Büro zu vergeben.

Bewertung des Siegerentwurfs

  • Der Entwurf überzeugt durch die städtebaulich gelungene Setzung der beiden Baukörper. Durch die gewählte Körnung und Ausrichtung der Gebäude sowie das symmetrische Satteldach wird ein eigenständiges kleines Quartier angeboten, dass sich auch gut in die Umgebung einfügt.
  • Der angenehm proportionierte gemeinschaftliche Eingangsbereich liegt im Osten und ist eindeutig den neuen Bewohnern zugeordnet. Durch die gewählte Lage der Gebäude haben alle Wohnungen aufgrund der durchgesteckten Grundrisse darüber hinaus private Freiflächen nach Westen oder Süden.
  • Kritisch gesehen wird die hohe Anzahl an 1-Zimmer-Wohnungen. Das Konzept erscheint aber ausreichend flexibel, um hier Wohnungen zusammenlegen zu können.
  • Die Laubengangerschließung ist sehr wirtschaftlich. Die noch nicht nachgewiesenen Stellplätze sind einplanbar. Die Art der Konstruktion ist noch offen gelassen. Die vorgeschlagenen Gebäudetypen lassen viel Freiheit, zum Beispiel das Erdgeschoss konventionell und das Obergeschoss in Holzbauweise zu errichten.
  • Insgesamt handelt es sich um eine städtebaulich und architektonisch sehr überzeugende Lösung für den geförderten Wohnungsbau in der Gemeinde Wörth.