Entwicklung des Einzelhandels in den Innenstädten

Veröffentlicht: März 2022
Die Geschäfte in den Innenstädten haben seit Beginn der Pandemie noch stärker mit der Online-Konkurrenz zu kämpfen. Der Umsatz des Online-Handels wächst deutlich schneller als der des stationären Einzelhandels, wie aktuelle Zahlen belegen. Gemeinden können gegensteuern, indem sie ihre Ortskerne möglichst vielfältig gestalten und so die dringend benötigte Kundenfrequenz erhöhen. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) hat in seiner neuen Broschüre  die wichtigsten Zahlen zur Entwicklung des Einzelhandels zusammengefasst und gibt Empfehlungen für Gemeinden.

 

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Erfahrungen aus der Region München

In den vergangenen Jahren haben auch auf dem Land Versandlieferungen zugenommen, Essenslieferdienste gibt es eher nicht. Wichtig für Dörfer ist der Tagestourismus, denn dieser bringt potenzielle Kunden und generell Frequenz in die zentralen Lagen und stärkt somit Handel und Gastronomie.

Georg Scheitz, Erster Bürgermeister der Gemeinde Andechs

In unserer Innenstadt darf es keinen Stillstand geben, denn es muss auf Herausforderungen, wie eine kleinteilige Immobilienstruktur, Modernisierungsdruck, Geschäftsnachfolgen und der Trend zur Digitalisierung, reagiert werden. Wichtig für die Zukunftsfähigkeit unserer Altstadt ist, dass die Händler und Gastronomen ständig an der Verbesserung der Innenstadt mitwirken können.

Dr. Stefan Werner, Leiter des Referats Stadtmarketing, Stadt Wolfratshausen

Der Einzelhandel muss ergänzt werden durch Ansiedlung von Arbeitsstandorten (Coworking usw.). Denkbar sind auch dezentrale Technologie- und Gründerzentren – aber auch mehr Kultur, Bildung, Gesundheitszentren und öffentliche Dienstleistungen.

Simone Streller, Handelsverband Bayern e.V. (HBE), Geschäftsführerin Standort, Verkehr, Bildung

Die Digitalisierung hat insbesondere im Non-Food-Bereich deutlich mehr Fahrt aufgenommen, was die Marktanteile des E-Commerce angeht. Im Food-Bereich ist dies, trotz einiger neuer Anbieter, sicherlich auf absehbare Zeit nur eine Ergänzung, kein Ersatz für das stationäre Geschäft. Grundsätzlich kann man feststellen, dass klassische Handelslagen wie unsere Innenstädte einem deutlichen Wandel unterworfen sein werden. Der Mieter- und Nutzungsmix wird hier wieder vielfältiger werden müssen, gleichwohl der Handel weiterhin eine tragende Rolle spielen wird.

Henning Kirchenkamp, Senior Projektleiter Immobilien, Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG

Es gibt generell im südlichen Oberbayern nur noch sehr wenige Orte, die in Bezug auf den Lebensmitteleinzelhandel un- bzw. unterversorgt sind, Lücken werden schnell seitens der Lebensmittel-Filialisten ausgemacht und versucht zu schließen.Immer wichtiger bei Neuentwicklungen sind die Themen Nachhaltigkeit und architektonische Qualität der Immobilien, was auch die Gemeinden im Rahmen ihrer Bauleitplanung mittlerweile einfordern, außerdem ist das Sortiment verstärkt regional und bio auszurichten.

Stefan Kellermann, Regionalleiter Expansion, EDEKA Südbayern für den Bereich Stadt und Umland München (Region3)

Home-Shopping statt Innenstadt-Bummel

Die Warengruppen mit dem höchsten Umsatz im elektronischen Einzelhandel sind Bekleidung, Elektroartikel, Computer-Hardware und Software sowie Haushaltswaren und -geräte. Danach folgt, mit starken Wachstumsraten, der Markt für Möbel, Lampen und Dekoration. Lebensmittel, Drogerie- und Kosmetikartikel sowie Uhren und Schmuck werden dagegen bevorzugt im Laden gekauft. Aber auch Möbel, Heimwerken und Garten zählen zu den Produktbereichen, die eine Mehrheit lieber real als digital einkauft.

Spiegelbildlich zum Online-Handel wächst auch die Branche der Kurier-, Express- und Paketdienste schneller als die Gesamtwirtschaft und der Handel. Das Corona-Jahr 2020 hat der Paketbranche ein ebenso überdurchschnittliches Wachstum beschert wie dem Online-Handel, so dass die Umsätze im Vergleich zu 2019 um 10,5 % zulegen konnten (Vorjahr: + 4,4 %).

Weitere Infos und Statistiken finden Sie in der  Broschüre

Mit neu gestalteten Ortskernen in die Zukunft

Die Pandemie hat bei den Menschen das Bedürfnis nach Erlebnissen und Aufenthalt im öffentlichen Raum verstärkt – besonders in den zentralen Ortslagen. Die Kommunen müssen auf diese Trends reagieren und die Entwicklung der gut erreichbaren und zentralen Orte in ihrem Gemeindegebiet proaktiv gestalten. Handel und Gastronomie sind nach wie vor Frequenzbringer, aber vor allem Ersterer kann diese Funktion nicht mehr wie früher erfüllen. Die Kommunen benötigen ein aktives Citymanagement, das auch die verfügbaren Instrumente der Städtebauförderung in Bayern nutzt. Das Ausnutzen kommunaler Vorkaufsrechte bei strategisch für die Ortsentwicklung wichtigen Immobilien gehört ebenso dazu wie ein Flächen- und Leerstandsmanagement. Ein Mix aus Büros, Wohnungen, Hotels und Gesundheitszentren ergänzt den Einzelhandel und bringt ihm die dringend benötigte Kundenfrequenz in die Ortskerne zurück.

Weitere Empfehlungen finden Sie in der Broschüre